„Stigmatisierungen hemmen eine Kommunikation.“ Schreibt jedenfalls Joachim L., Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.1 Dabei bezieht er sich auf einen Shitstorm, der gegen ihn und das BAMF losbrach, nachdem er schon andere Weißheiten2 zum Besten gab.

Herr L. könne verstehen, schrieb er auf der Facebook-Seite des BAMF, dass deutsche (= weiße) Vermieter nicht so gern an „Afrostämmige“ vermieten würden, weil deren Ordungssinn nur bruchstückhaft vorhanden sei. Vermieter würden „eine Kultur präferieren, die den kulturellen Gegebenheiten adaptiert ist und weiß, wie man die Wohnung in einem moderaten Zustand hält“. Abhilfe könnten Kultivierungsseminare schaffen, in denen „Afrostämmige“ europäisiert werden.3

Das BAMF hat sich mittlerweile von den geistigen Ergüssen seines Mitarbeiters distanziert, lässt ihn aber weiter fröhlich auf der Facebook-Page posten. Dabei kam o.g. Zitat zustande, mit dem er sich dagegen verteidigt, in die rechte/rassistische Ecke gedrängt zu werden. Bisher hat der Typ nicht gerafft, dass ein Phänotyp nichts, aber auch wirklich nichts mit einer Kultur zu tun hat. Sich der Erkenntnis zu verweigern, funktioniert in der deutschen Gesellschaft so hervorragend gut, weil noch immer all zu häufig ausschließlich „weiß“ mit „deutsch“ gleichgesetzt wird; mit allen negativen Konnotationen. Ich weiß, du nix.

Bedauerlicherweise reproduzierte L. diese Ansichten auch in einem Gespräch mit mir, bei dem er hervorragend zeigte, dass er für Argumente nicht empfänglich ist. Empört hatte er sich nach meiner Kritik am BAMF, sich zwar von seinen Äußerungen zu distanzieren, ihn aber weiter auf der Facebook-Page schreiben zu lassen, wo er weiterhin keine Einsicht zeigt. Nachdem ich kurz erklärte, welche Auswirkungen solche Einstellungen auf mein persönliches Leben hatten und haben, entschied er sich, die Diskussion unter einem Vorwand zu verlassen.

Der rassistische Aussetzer von Joachim L. zeigt hervorragend, warum es fatal ist, ständig von „den Afrikanern“ zu sprechen. Selbst dann, wenn es nur um die Fußball-WM geht, bei der zurzeit alle Nase lang Wendungen gebraucht werden wie: „Die Afrikaner waren überraschend stark“. Während es beim Fußball „nur“ um die Tradierung von Klischees geht (die sich selbstredend auf die Gesellschaft auswirken), haben rassistische Einstellungen wie die von Herrn L. in der Politik ganz fatale Auswirkungen (siehe Asylpolitik usw.)

Ich könnte kotzen, das solche Menschenfeinde beim BAMF arbeiten dürfen.

Update, 20.20 Uhr: Das BAMF erklärt auf Facebook, sich aufgrund der rassistischen Entgleisungen von dem Mitarbeiter getrennt zu haben. Allerdings geht aus der Erklärung nichts über den Verbleib in seiner Entsendebehörde hervor. Ich kann also nur hoffen, dass er dort nichts mit solch‘ sensiblen Themen zu tun hat.

* * *

Update, 21.15 Uhr: Da sich der betreffende Mitarbeiter anscheinend dazu entschieden hat, alle seine Kommentare auf der Seite des BAMF zu löschen, halte ich es für gerechtfertigt, seinen Namen in meinem Beitrag zu anonymisieren.

Update, 27. Juni: Wie befürchtet hat die Ex-Aushilfe des BAMF immer noch nicht vestanden, warum ihre Beiträge durch und durch rassistisch sind. Stattdessen ergeht sich Joachim L. darin, wie böse und streitsüchtig sie doch alle sind, diese Kritiker. Mittlerweile ist er dazu übergegangen, selbst sachliche Hinweise auf seine inkohärente Argumentation und sein sprachliches Abgrenzungsverhalten zu löschen.

Er ist ein Paradebeispiel für einen privilegierten weißen Mann, der ganz kurz nur aus seiner weißen Komfortzone geschubst wurde: Weil er das vorher nicht musste, kann er seine weißen Privilegien nicht verstehen; und noch viel weniger weiß er mit Kritik an seinen rassistischen Äußerungen und Einstellungen umzugehen.

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  1. Lt. Aussage des BAMF „nur“ Aushilfskraft einer anderen Behörde. Ich tippe ja auf Frontex. *hust*
  2. Pun intended.
  3. Zitiert nach Hamburger Abendblatt, Kommentar nicht mehr auffindbar.

(Kurzlink)