Hier wieder eine schöne Geschichte für Einzeldurchfall-Aufreger:1 Zurzeit veranstalte ich ja die Orientierungswoche für unsere Gaststudenten, die alle schwarz sind. Anmeldung beim Bürgeramt, Rundgang durch die Stadt, Universitätsgebäude zeigen. Der übliche Kram eben. Wir sind viel in der Stadt unterwegs.

Sind viele Menschen hier sowieso schon totally shocked and not amused, wenn sie ’nen Schwarzen nur in Sichtweise sehen, erlebe ich derzeit, wie meine Studentengruppe bei den Einheimischen totale Überforderung auslöst. Fall heute: Ich besteige mit meinen Studenten die Straßenbahn und so eine Kuh stellt fest: Oh Gott, Schwarze!1! Prompt macht sie das, was ich sowieso schon oft erlebe: Sie gibt ihren animalischen Instinkten nach und — läuft davon.2

Dabei beging sie einen strategischen und folgenschweren Fehler: Sie setzte sich auf einen Platz, bei dem vor und hinter ihr noch Plätze frei waren. Meine Studenten prompt: „Guck mal, da sind noch Plätze frei, lasst uns doch dort hinsetzen!“ Besagte Person wurde auf einmal ziemlich klein.

Ich würd‘ sagen: Zonk!3

Show 3 footnotes

  1. Einzeldurchfall, der (Substantiv): Verbaler Ausfluss von Menschen, die nicht akzeptieren wollen, dass Rassismus in ihrer wunderschönen Umgebung existiert. Selbst bei einer Mio. Beispielen beharren sie darauf, dass es sich lediglich um Einzelfälle handelt. Diese zusammenzuzählen, sei unstatthaft, weil diskriminierend.
  2. Wie subtil das Verhalten ist, kann man übrigens daran erkennen, dass das neben mir nur dem Studenten aufgefallen ist, der schon öfter in mehrheitlich weiß geprägten Ländern unterwegs war.
  3. Die Älteren unter uns erinnern sich.

Bild: Alex Proimos, CC-BY-NC

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