{"id":11194,"date":"2014-08-29T22:50:49","date_gmt":"2014-08-29T20:50:49","guid":{"rendered":"http:\/\/trollbar.de\/?p=11194"},"modified":"2014-08-29T22:52:17","modified_gmt":"2014-08-29T20:52:17","slug":"bundespolizei-irgendwie-gegen-rassismus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/trollbar.de\/2014\/bundespolizei-irgendwie-gegen-rassismus-11194","title":{"rendered":"Bundespolizei irgendwie gegen Rassismus"},"content":{"rendered":"

Arme, arme Polizei. Die Bundespolizei beschwert sich mal wieder dar\u00fcber, dass ihr Rassismus vorgeworfen wird. Dabei macht sie sich keinerlei Gedanken dar\u00fcber, was bei ihr nicht rundl\u00e4uft.<\/p>\n

Das Leben von Bundespolizisten muss schon hart sein. Da will man bei Kontrollen gegen\u00fcber als fremd Empfundenen wahlweise unfreundlich, respektlos oder gleich rassistisch sein und prompt beschweren sich die Menschen, dass sie unfreundlich, respektlos oder gleich rassistisch behandelt oder misshandelt wurden. So kann’s nicht weitergehen, dachte sich die GdP Bundespolizei und startete eine Kampagne. Kein Platz f\u00fcr Rassismus — gegen Hass und Gewalt<\/em> hei\u00dft die Aktion, die an die Internetkampagne We are all Monkeys<\/em> ankn\u00fcpfen will. Man f\u00e4rbt sich die Patscheh\u00e4ndchen gelb und futtert gen\u00fcsslich Bananen. Bei der Kampagne geht’s aber mitnichten um Rassismus in den eigenen Reihen, oder um den strukturellen Rassismus an sich. Nee, rassistische Vorf\u00e4lle bei der Bundespolizei sind n\u00e4mlich Einzelf\u00e4lle\u2122.<\/a><\/p>\n

So wird nicht klar, gegen welche Umst\u00e4nde genau Position bezogen werden soll. Man ruft nur: Hey, seht mal her, wir sind auch gegen Rassismus. Und: Man jammert:<\/p>\n

In ihrem Arbeitsalltag sind Bundespolizisten oft mit der Not und dem Elend von Fl\u00fcchtlingen konfrontiert, die mitunter aus Angst vor Verfolgung aufgrund ihrer Religion oder ethnischen Zugeh\u00f6rigkeit gezwungen waren, ihre Heimatl\u00e4nder zu verlassen. Die Schicksale dieser Menschen ber\u00fchren und machen betroffen.<\/p><\/blockquote>\n

‚Tschuldigung? „Mitunter aus Angst vor Verfolgung“? Allein mit diesem kleinen W\u00f6rtchen schafft es die GdP die konservative Ansicht zu unterstreichen, dass die meisten Fl\u00fcchtlinge ungerechtfertigt geflohen seien. Anstatt einen auf CSU-Hardliner zu machen, h\u00e4tte man dar\u00fcber nachdenken k\u00f6nnen, wieso B\u00fcrgerkrieg seit dem „Asylkompromiss“ kein Asylgrund mehr sein darf. Oder warum sich Deutschland in einer Weise abschottet, dass man praktisch keine Chance mehr hat, hier rechtm\u00e4\u00dfig Asyl zu beantragen (Stichwort: Dublin).<\/p>\n

Sch\u00f6n auch das hier: <\/p>\n

Gerade f\u00fcr Besch\u00e4ftigte in Bundespolizei und Zoll, die vielfach auch im Ausland ihren Dienst verrichten und in Krisenregionen wie dem Kosovo oder in Afghanistan im Rahmen internationaler Polizeimissionen der Vereinten Nationen eingesetzt sind, sind [rassistische] Unterstellungen nur schwer ertr\u00e4glich.<\/p><\/blockquote>\n

Kann es nicht vielleicht sein, dass die „Vorw\u00fcrfe“ nur deshalb so schwer zu ertragen sind, weil die Kritisierten mit ihrem eklatanten, inhumanen Fehlverhalten konfrontiert werden? Oder weil die Polizei ein undurchdringbarer, von falschem Corpsgeist geformter Klumpen ist, der faktisch keine M\u00f6glichkeit vorsieht, gegen „Einzelf\u00e4lle“ vorzugehen? Oder vielleicht auch, weil die Institution Polizei — was echt unertr\u00e4glich sein muss — nicht mehr wie fr\u00fcher darauf bauen kann, dass „der B\u00fcrger“ treubrav gehorcht, egal wie \u00fcbel das Fehlverhalten der Ordnungskr\u00e4fte ist? K\u00f6nnte das nicht vielleicht sein? Oder um es kurz mit den Worten von @naekubi<\/a> zu sagen: „Die Kolonialherren hatten auch Auslandserfahrung, aber das machte sie nicht weniger rassistisch.“<\/p>\n

Bevor die GdP Bundespolizei \u00fcber ihr hartes Leben jammert, w\u00e4re es angebracht, sich mal in die Lage der Menschen reinzuversetzen, die Tag f\u00fcr Tag qua Hautfarbe- und Haarfarbe verd\u00e4chtigt werden, Straft\u00e4ter zu sein. Menschen, die tagt\u00e4glich gedem\u00fctigt und immer und immer wieder kontrolliert werden. Menschen, denen man trotz deutschem Pass abspricht deutsch zu sein. Die GdP k\u00f6nnte sich auch mal fragen, warum die Polizei nicht statistisch erfasst, wen sie da eigentlich st\u00e4ndig schikaniert. Da sie nicht nach Hautfarben kontrollieren w\u00fcrde, k\u00f6nnte sie so prima die Vorw\u00fcrfe entkr\u00e4ften. Aber vielleicht hat die Polizei f\u00fcr solche M\u00e4tzchen keine Zeit, weil sie zu sehr damit besch\u00e4ftigt ist, Kontrollen auch dann bis zum bitteren Ende<\/a> durchzuziehen (Karamba Diaby ab 2:17), wenn schon am Anfang des Aufeinandertreffens klar wird, dass man es offenbar mit einem Deutschen zu tun. Aber gut, das kommt halt dabei raus, wenn man nach der Devise arbeitet: „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“. Vielleicht findet die GdP Bundespolizei aber auch mal Zeit, mit ihren Mitgliedern zu er\u00f6rtern, warum es so unfassbar schwer f\u00e4llt, sich bei den Kontrollierten auf Aufforderung auszuweisen bzw. Namen und\/oder Dienstnummer zu verraten.<\/p>\n

Nein, die GdP jammert lieber weiter:<\/p>\n

Zugleich ist die Polizei oft selbst dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt. Mit unserer Kampagne wollen wir deutlich machen, dass sich Bundespolizisten und Z\u00f6llner nicht in eine fremdenfeindliche Ecke dr\u00e4ngen lassen und unseren KollegInnen die M\u00f6glichkeit bieten, um selbstbewusst ihre eindeutige Haltung gegen Rassismus zu zeigen.<\/p><\/blockquote>\n

Ich h\u00e4tte einen kleinen, unvollst\u00e4ndigen Katalog, mit dem die Polizei gegen ihr rassistisches Image vorgehen k\u00f6nnte:<\/p>\n