{"id":11259,"date":"2014-09-20T14:25:10","date_gmt":"2014-09-20T12:25:10","guid":{"rendered":"http:\/\/trollbar.de\/?p=11259"},"modified":"2019-11-13T17:41:42","modified_gmt":"2019-11-13T16:41:42","slug":"racial-profiling-schau-hin-misch-dich-ein","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/trollbar.de\/2014\/racial-profiling-schau-hin-misch-dich-ein-11259","title":{"rendered":"Racial Profiling: Schau hin und misch dich ein!"},"content":{"rendered":"

Okay, jetzt habe ich endlich ein bisschen Zeit, einen Nachtrag zur Filmvorf\u00fchrung ID without colors und Diskussion zum Thema Racial Profiling<\/a> zu schreiben.<\/p>\n

Ich habe mich riesig gefreut, dass so viele der Einladung des Interkulturellen Konversationscaf\u00e9s gefolgt waren. Der Raum war voll. Allein dies ist schon ein Erfolg, wie auch Daniel Bartel vom ADB Sachsen w\u00e4hrend der Diskussion erz\u00e4hlte. Noch vor f\u00fcnf Jahren war es nicht so einfach, Menschen f\u00fcr das Thema zu mobilisieren. Dies wie auch die h\u00e4ufigere Behandlung von Racial Profiling in den Medien ist ein Ausweis daf\u00fcr, dass das Thema zunehmend Interesse weckt.<\/p>\n

Der Film ID without colors<\/em> illustriert Racial Profiling in der deutschen Hauptstadt und streift dabei auch die Auswirkungen, die das rassistische Verhalten der Polizei auf die ausgegrenzten Menschen hat. Da wird etwa der Fall von Migranten geschildert, die von Polizisten zusammengeschlagen werden und die, obwohl ein Zeuge den \u00dcbergriff gefilmt hat, nichts von einer Anzeige gegen die Polizei wissen wollen. F\u00fcr die, erz\u00e4hlt eine Sozialarbeiterin, seien die Jugendlichen sowieso nur die T\u00e4ter, egal was sie machen. Dass es \u00fcberhaupt soweit kommen kann, liegt an einer Abschottungspolitik bei der Polizei. Das bedeutet, dass die Reihen der Polizei normalerweise auch dann fest geschlossen sind, wenn Beamten (\u00fcberm\u00e4\u00dfige) Gewalt aus\u00fcben. R\u00fcckhalt erfahren sie dabei sehr oft von Staatsanwaltschaften und Gerichten. <\/p>\n

Die Veranstaltung fiel zuf\u00e4llig mit dem neuerlichen Urteil des BGH im Todesfall Oury Jalloh1<\/a><\/sup> zusammen. Der Asylbewerber war 2005 nach seiner Festnahme in einer Zelle der Polizei Dessau verbrannt worden. Trotz Vertuschung und Lenkung der Ermittlungen in einer gew\u00fcnschte Richtung durch die Polizei (u.a. kollektiver Ged\u00e4chtnisverlust, verschwundene Asservate, zuf\u00e4lliges Abbrechen der Videodokumentation der Ermittlungen in der Zelle an einer entscheidenden Stelle), trotz polizeigef\u00e4lliger Arbeit durch die Staatsanwaltschaften (z.B. sehr enge Fassung eines Brandgutachtens, das nicht das Geschehen rekonstruieren, sondern nur herausfinden sollte, ob es rein theoretisch m\u00f6glich w\u00e4re, eine Matratze im gefesselten Zustand zu entz\u00fcnden) und trotz Nichtbeachtung vorgenannter Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten durch die Gerichte, entschied der BGH, dass das letzte Urteil des LG Magdeburg Bestand hat, also zurecht ein (!) Polizeibeamter mit einer Strafe in H\u00f6he von 10.800 Euro belegt wurde. Obwohl all die Vertuschungen und Vertuschungsversuche nicht gew\u00fcrdigt wurden, geht der BGH davon aus, dass die Beweisw\u00fcrdigung rechtsfehlerfrei sei.<\/p>\n

Der Tod des Oury Jalloh ist ein besonders krasser Fall von Racial Profiling, beschreibt dieses Instrument eben nicht nur die diskriminierende Verwendung von Zuschreibungen wie ethnische Zugeh\u00f6rigkeit als Grundlage rassistischen Handelns (selektive Polizeikontrollen, die auf illegalisierte Menschen abzielen), sondern auch die gewaltt\u00e4tigen Folgen, die sich nicht nur hinter verschlossenen Polizeit\u00fcren abspielen. Eine der in der Diskussion behandelten Fragen war, was man als Zeuge von Diskriminierungen durch die Polizei tun kann. Da Ausgegrenzte durch die (st\u00e4ndige) Schlechterbehandlung oft nicht in der Lage sind, ad\u00e4quat zu reagieren, ist Support wohl am wichtigsten. Hier eine kleine Auswahl:<\/p>\n