{"id":15064,"date":"2019-03-08T20:40:37","date_gmt":"2019-03-08T19:40:37","guid":{"rendered":"https:\/\/trollbar.de\/?p=15064"},"modified":"2024-06-14T17:10:44","modified_gmt":"2024-06-14T15:10:44","slug":"ich-bin-wirklich-von-hier","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/trollbar.de\/2019\/ich-bin-wirklich-von-hier-15064","title":{"rendered":"Ich bin #vonhier. Ja, wirklich \u2026"},"content":{"rendered":"\n

K\u00fcrzlich warb Jagoda Marini\u0107, die ich von Ihrer Arbeit im Interkulturellen Zentrum in Heidelberg kenne, im Deutschlandfunk f\u00fcr einen Mittelweg im Streit um die sogenannten Herkunftsdialoge.<\/a><\/p>\n\n\n\n

Worum geht’s? Bereits Ende 2018 fragt Dieter Bohlen in der Sendung Das Supetalent<\/em> ein kleines nichtwei\u00dfes M\u00e4dchen, woher es k\u00e4me. Das M\u00e4dchen, das \u00fcbrigens erst f\u00fcnf Jahre alt ist, antwortet: Herne. Jeder anst\u00e4ndige Mensch h\u00e4tte es bei dieser Antwort belassen. Nicht aber Bohlen. Der Juror bohrt beharrlich weiter und erh\u00e4lt von dem Kind immer wieder diesselbe Auskunft. Die „richtige Antwort“ gibt ihm erst die Mutter des Kindes.<\/p>\n\n\n\n

Das Gespr\u00e4ch, das auf Twitter zurecht die Gem\u00fcter erhitzte, ist ein Paradebeispiel f\u00fcr einen Herkunftsdialog, wie wir als nichtdeutsch Gelesene ihn in Deutschland nur all zu gut kennen. Hierbei handelt es sich um Gespr\u00e4che, in denen die nichtdeutschen (!) Wurzeln von oftmals wildfremden Menschen ausgeforscht werden, wobei ich fast versucht bin, von einem Verh\u00f6r zu sprechen. Wenn wei\u00dfe Deutsche nicht sofort eine gew\u00fcnschte Antwort erhalten, dann forschen sie gnadenlos weiter und schrecken auch nicht vor den pers\u00f6nlichsten Fragen nach Herkunft und Familie zur\u00fcck \u2013 oft sogar direkt als Gespr\u00e4chseinstieg. Das Thema ist nicht neu und auch ich aber das eine oder andere Mal \u00fcber das Ausgrenzungspotential der Frage nach der „wirklichen Herkunft“<\/a> geschrieben.<\/p>\n\n\n\n

Marini\u0107 spricht sich daf\u00fcr aus, solche Dialoge nicht \u00fcberzubewerten und zu zeigen, dass sich Deutschland wirklich gewandelt habe, hier also Menschen mit hybriden Identit\u00e4ten lebten. Nicht jede Frage nach der Herkunft d\u00fcrfte als Ausb\u00fcrgerung verstanden werden, der Geburtsort der Eltern oder Gro\u00dfeltern machten nicht mehr oder weniger deutsch als andere.<\/p>\n\n\n\n

Stimmt. Mein Geburtsort oder der meiner Vorfahren nicht. Aber die Reaktion der Menschen, die nicht akzeptieren k\u00f6nnen, dass jemand sowohl deutsch als auch Schwarz sein kann. <\/p>\n\n\n\n

In der deutschen Version der Frage „Und wo kommst du her?“, geht es n\u00e4mlich gar nicht darum, von geotherten Menschen zu erfahren, wo sie herkommen (ich: Leipzig) oder wo sie WIRKLICH herkommen (ich: Deutsche Demokratische Republik), sondern es geht darum, herauszufinden, warum sie z.B. nicht wei\u00df (ich: Schwarz) sind.<\/p>\n\n\n\n

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