{"id":15343,"date":"2020-01-15T15:52:47","date_gmt":"2020-01-15T14:52:47","guid":{"rendered":"https:\/\/trollbar.de\/?p=15343"},"modified":"2024-06-14T17:10:42","modified_gmt":"2024-06-14T15:10:42","slug":"bitte-keine-araber-ups-falscher-empfaenger","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/trollbar.de\/2020\/bitte-keine-araber-ups-falscher-empfaenger-15343","title":{"rendered":"Bitte keine Araber! Ups. Falscher Empf\u00e4nger."},"content":{"rendered":"\n
Ich hatte mich schon gefragt, wie sich die GKK+Architekten wegen der „Bitte keine Araber“-Mail rausreden w\u00fcrden.<\/p>\n\n\n\n
„Wir respektieren nicht nur Menschen aller Nationen, wir bauen auch mit ihnen“, hatte ich so erwartet. Ist ja quasi das „Ich habe Ausl\u00e4nder unter meinen Freunden“-\u00c4quivalent der Architekten. Aber die Begr\u00fcndung, wie es zu dem Versehen gekommen ist, ist ja mal richtig plump und unglaubw\u00fcrdig.<\/p>\n\n\n\n
Kurze Zusammenfassung, f\u00fcr die, die es verpasst haben: Ein Mann mit offensichtlich nichtdeutschen Hintergrund bewirbt sich f\u00fcr ein Praktikum bei einem Architekturb\u00fcro in Berlin und wurde abgelehnt. Schwamm dr\u00fcber, weiter geht’s. K\u00f6nnte man meinen.<\/p>\n\n\n\n
Dummerweise war aber jemand im Architekturb\u00fcro mausgerutscht und sendete den Ablehnungsgrund nicht nur intern, sondern auch an den Bewerber \u2013 und der war alles andere als amused. Auf Twitter ver\u00f6ffentlichte er einen Screenshot der Mail mit der Bemerkung:<\/p>\n\n\n\n
The worst rejection letter you may ever have
-big prestigious Berlin-based office-<\/p>\u2013 Kommentar auf Facebook<\/a><\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n<\/figure><\/div>\n\n\n\n
Liebe [geschw\u00e4rzt],<\/p>
bitte keine Araber,<\/p>
Swantje<\/p>\u2013 Screenshot einer Ablehnung<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n
Die Mail ist mittlerweile geschw\u00e4rzt. Anfangs war sie wohl komplett lesbar gewesen. Nicht nur deshalb, sondern weil auch eine sp\u00e4tere Version es noch erm\u00f6glichste, herauszufinden, um welches Unternehmen es sich handelt, wurde es f\u00fcr GKK Architekten zwischenzeitlich sehr ungem\u00fctlich, weshalb das Unternehmen u.a. laut Tagesspiegel sich dazu gen\u00f6tigt sah, eine offizielle Stellungnahme zu verschicken.<\/p>\n\n\n\n
Der Tagesspiegel dazu:<\/p>\n\n\n\n
Der Mann habe sich auf ein Praktikum beworben, seine Bewerbung sei allerdings versehentlich einer laufenden Stellenanzeige f\u00fcr Projekte in China zugeordnet worden, f\u00fcr die sehr gute chinesische Sprachkenntnisse und Projekterfahrung in China n\u00f6tig seien.<\/p>\u2013 Tagesspiegel<\/a>: „Bitte keine Araber“ Bewerber in Berlin bekommt diskriminierende Mail<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n
Ja nee, ist klar. Deshalb schreiben wir dann auch: Nix Arab! <\/p>\n\n\n\n
Das Unternehmen war anscheinend so sehr \u00fcber die fehlgeleitete Mail erschrocken, dass den involvierten Personen auf die Schnelle nichts eingefallen ist, was wenigstens einigerma\u00dfen plausibel w\u00e4re.<\/p>\n\n\n\n
Erwartet hatte ich \u00fcbrigens eher diese billige Ausrede: Es geht um ein Projekt in Israel und aufgrund der Spannungen \u2026 bla bla bla \u2026 sehen wir derzeit davon ab, dort arabische Mitarbeiter einzusetzen. Das ist zwar immer noch rassistisch, aber w\u00fcrde in Deutschland wohl zumindest insoweit verfangen, als dass bei den Leuten das Bild getriggert worden w\u00e4re: Ja, ja, die da dr\u00fcben\u2122 schlagen sich ja immer die K\u00f6pfe ein. So h\u00e4tte man nicht nur von den eigenen Fehltritten abgelenkt, sondern gleich noch als besorgter B\u00fcrger auftreten k\u00f6nnen. <\/p>\n\n\n\n
Vielleicht blieb aber auch einfach keine Zeit, sich dar\u00fcber Gedanken zu machen. Immerhin wird gerade ziemlich viel Energie in das L\u00f6schen von unliebsamen Google-Rezensionen investiert. Mein Lieblingsspruch (zitiert bei t-online<\/a>) bisher: „Bitte keine Araber? Bitte keine guten Bewertungen.“ Mittlerweile (Stand: 15.01., 15.23 Uhr) werden die Google-Rezensionen gar nicht mehr angezeigt.<\/p>\n\n\n\n
Der Tagesspiegel schreibt, dass das Unternehmen sich entschuldigt habe und der Bewerber der Einladung zu einem Bewerbungsgespr\u00e4ch folgen wolle. Ich kann’s verstehen, wenn er sich daf\u00fcr entscheiden sollte. Aber besser f\u00e4nde ich es schon, wenn er sich stattdessen (oder: auch) an ein Antidiskriminierungsb\u00fcro bzw. an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden w\u00fcrde. Selten hat man n\u00e4mlich so einen glasklaren Beweis, warum man WIRKLICH abgelehnt wird. Normalerweise kriegt man als Betroffener n\u00e4mlich eine Mail voller Bedauern, dass jemand anderes besser geeignet sei. Ich hab’s ja nun selbst oft genug erlebt, dass mit „besser geeignet“ die Hautfarbe „wei\u00df“ gemeint ist, aber beweisen konnte ich es bisher nicht. Sind ja nicht alle so tollpatschig wie im aktuellen Fall.<\/p>\n\n\n\n
Jedenfalls w\u00fcnsche ich dem Bewerber, dass er aus der Geschichte noch was Positives f\u00fcr sich rausholen kann. Und Swantje und ihrem B\u00fcro rate ich, mal ein paar Antirassismuskurse zu besuchen. Kontakte in Berlin kann ich gern vermitteln.<\/p>\n\n\n\n
Nachtrag, 19.26 Uhr:<\/strong> Mittlerweile hat jemand auch die Stellungnahme hochgeladen. Au\u00dferdem haben einige Medien den Skandal aufgenommen. <\/p>\n\n\n\n
- GKK+Architekten: Stellungnahme<\/a><\/a><\/li>
- Tagesspiegel: „Bitte keine Araber“: Bewerber in Berlin bekommt diskriminierende Mail<\/a><\/li>
- Berliner Morgenpost: „Bitte keine Araber“ \u2013 B\u00fcro verschickt Mail an Bewerber<\/a><\/li>
- Spiegel: „Bitte keine Araber“: Architekturb\u00fcro verschickt rassistische Absage an Bewerber<\/a><\/li>
- BZ: „Bitte keine Araber“: Rassistische Entgleisung nach Bewerbung sorgt f\u00fcr Entr\u00fcstung im Netz<\/a><\/li>
- DW: Germany: ‚No Arabs please‘ job rejection controversy<\/a><\/li>
- T-Online: „Keine Araber“: Bitte mehr von solchen E-Mails<\/a><\/li>
- Taz: Rassismus auf dem Arbeitsmarkt: Araber sprechen kein Chinesisch<\/a><\/li><\/ul>\n\n\n\n
(Liste zuletzt aktualisiert am 18. Januar 2020)<\/p>\n\n\n\n
Hat mich positiv \u00fcberrascht: In mehreren Artikeln wurde sehr deutlich auf den diskriminierenden bzw. rassistischen Charakter der Bemerkung hingewiesen. Bis jetzt fiel mir eigentlich nur die Berliner Morgenpost mit einer eigent\u00fcmlich neutralen Position auf. Die spricht sogar von einem „Fall von vermeintlich<\/strong> rassistischer Diskriminierung“.<\/p>\n\n\n\n
Nachtrag, 16. Januar 2020:<\/strong> Bitte keine Araber.<\/p>\n\n\n\n
<\/figure><\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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