{"id":5079,"date":"2011-05-19T14:39:25","date_gmt":"2011-05-19T13:39:25","guid":{"rendered":"http:\/\/afrika.himpenmacher.de\/?p=5079"},"modified":"2014-03-15T11:06:28","modified_gmt":"2014-03-15T09:06:28","slug":"toilet-saga-suedafrikas-streit-um-klos","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/trollbar.de\/2011\/toilet-saga-suedafrikas-streit-um-klos-5079","title":{"rendered":"Toilet saga: Wie sich S\u00fcdafrika um Freiluftklos streitet"},"content":{"rendered":"
Weil das DA-regierte Kapstadt Township-Bewohnern nur Toilettensch\u00fcsseln im Freien zur Verf\u00fcgung stellte, diskretitiert der ANC die Versorgungspolitik als rassistisch motiviert. Doch dabei versagt die Partei selbst, wie das Beispiel Moqhaka zeigte. Seit das bekannt wurde, streiten sich die Parteien, wessen \u00ab\u00f6ffentliche Toiletten\u00bb die \u00fcbleren sind.<\/em><\/p>\n Aus Sicht der Democratic Alliance<\/em> (DA) ware der Deal klar: Weil das Geld angeblich nicht ausreichte, H\u00e4user in dem Kapst\u00e4dter Township Khayelitsha mit Toiletten auszustatten, stellte die Stadtverwaltung lediglich die Anschl\u00fcsse und rund 1300 Sch\u00fcsseln bereit; und die Bewohner sollten sich um die Behausungen k\u00fcmmern. Fast alle hielten sich daran. Am Ende standen lediglich 51 unter freiem Himmel.<\/p>\n F\u00fcr den African National Congress<\/em> (ANC) war das die Gelegenheit, die Stimmung gegen die ungeliebte Opposition anzuheizen. Nachdem Protest wegen der noch nicht abgeschotteten Toiletten lautgeworden war, \u00fcbernahm zwar die Stadt die notd\u00fcrftigen Bauarbeiten, jedoch rissen Mitglieder der ANC-Jugendliga (ANCYL) die H\u00e4uschen<\/a> wieder ein, weshalb die Stadt die Toiletten letztendlich komplett entfernte. Die Familien standen wieder ohne da.<\/p>\n Doch nicht nur auf der Stra\u00dfe ging der ANC gegen die DA vor, auch eine Verhandlung vor der s\u00fcdafrikanischen Menschenrechtskommission (SAHRC) wurde von der ANCYL initiiert, weil diese die menschliche W\u00fcrde und Privatsph\u00e4re der Betroffenen verletzt sah. Nicht ganz zuf\u00e4llig d\u00fcrfte sich die ANCYL f\u00fcr die W\u00fcrde der Menschen in dem Township interessieren, denn am Mittwoch standen in S\u00fcdafrika Kommunalwahlen an, die der ANC zwar f\u00fcr gew\u00f6hnlich ebenfalls dominiert. Am Westkap aber, wo sich die Klokrimi zutr\u00e4gt, ist die Politik in der Hand der DA.<\/p>\n Die DA gilt, anders als der ANC, vornehmlich als Partei der Wei\u00dfen und Coloureds, die mit dem ANC so recht nichts anfangen k\u00f6nnen, weil der sich, so der allgemeine Vorwurf, nur als Vertretung der Schwarzen s\u00e4he. Die aber bilden am Westkap nicht die dominierende Bev\u00f6lkerungsgruppe, sondern kommen nur auf bescheidene 19 Prozent Bev\u00f6lkerungsanteil. Entsprechend kann sich der ANC nicht (nur) auf seine Reputation als Partei des Widerstands verlassen, sondern muss nach schmutzigen Deals suchen, um mehr Stimmen zu sammeln.<\/p>\n Das Toilettendebakel ist dabei eine willkommene Gelegenheit, die DA an zwei Fronten anzugreifen: Zum einen r\u00fchmt sich die Partei sonst f\u00fcr ihre Effizienz bei der Umsetzung ihrer Politik, die durch die Affaire freilich infrage gestellt wird. Der zweite, viel wichtigere Punkt ist aber die Au\u00dfenwirkung der Partei. Von vielen wird sie noch immer als (rassistische) Vertretung der Wei\u00dfen und Privilegierten verstanden, die sich nicht um die Belange der anderen k\u00fcmmere. Wenngleich die Partei seit wenigen Jahren versucht, ihre Attraktivit\u00e4t auch f\u00fcr B\u00fcrger anderer Hautfarben zu steigern, kann der ANC mit einem rassistisch motivierten Thema sehr gut Symbolpolitik betreiben und so auch die an Politik weniger oder gar nicht Interessierten Bev\u00f6lkerungsteile erreichen, die vielleicht sonst gar nicht zur Urne gehen w\u00fcrden.<\/p>\n \u00a9 2011 Zapiro (Alle Rechte vorbehalten) So \u00fcberrascht es nicht, dass Julius Malema, der in der Diskriminierung anderer selbst recht versiert ist, im Namen der Bewohner auf eine Kl\u00e4rung der toilet saga<\/em> dringt. Die Botschaft ist klar: Seht her, WIR k\u00fcmmern uns. W\u00e4hlt uns.<\/a> Nun ja. Ein Griff ins Klo. Es stellte sich n\u00e4mlich heraus, dass es auch der Regierungspartei nicht gelingt, vern\u00fcnftige Sanit\u00e4ranlagen zur Verf\u00fcgung zu stellen. In der Moqhaka-Gemeinde z.B. waren rund 1600 Toiletten ohne W\u00e4nde aufgestellt worden, ohne dass es dabei Proteste von Seiten des ANC gab. Hieran wird die Arroganz des ANC deutlich, der lieber die Schw\u00e4chen des Gegners kritisiert, anstatt zu pr\u00fcfen, was im eigenen Lager schief l\u00e4uft.<\/p>\n Die DA ihrerseits nutzte diesen Umstand f\u00fcr ihre Politik und legte Beschwerde gegen die Toiletten<\/a> ein, wodurch eine Untersuchung provoziert wurde, die wie in Kapstadt ebenfalls zu dem Schluss kam, dass die Toiletten W\u00fcrde und Privatsph\u00e4re der Betroffenen verletzten.<\/a> Bekannt wurde zudem, dass die Vergabe der Bauauftr\u00e4ge wahrscheinlich korrumpiert wurde, indem die B\u00fcrgermeisterin von Moqhaka und ihr Mann kr\u00e4ftig mitverdienten, weil deren Firma die Ausschreibung gewann.<\/p>\n
\nPubliziert mit Erlaubnis von zapiro.com<\/a><\/small>Weitere Cartoons gibt es auf www.zapiro.com<\/a>.<\/em><\/small><\/p>\n