{"id":9257,"date":"2013-12-15T19:03:48","date_gmt":"2013-12-15T17:03:48","guid":{"rendered":"http:\/\/afrika.himpenmacher.de\/?p=9257"},"modified":"2014-03-16T23:15:35","modified_gmt":"2014-03-16T21:15:35","slug":"blackfacing-jim-knopf-rassismus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/trollbar.de\/2013\/blackfacing-jim-knopf-rassismus-9257","title":{"rendered":"Blackfacing: Aber IHR macht Jim Knopf zum Opfer!"},"content":{"rendered":"
[Triggerwarnung: Reproduktion rassistisch konnotierter Begriffe unter 2.]<\/strong><\/p>\n Ich bin ja viel weniger streng, wenn Wei\u00dfe sich schwarz anmalen. Bei aller berechtigten Kritik verzeihe ich G\u00fcnter Wallraff dessen Figur des Asylsuchenden Kwami Ogonno<\/a>. Auch viele Gags des s\u00fcdafrikanischen Comedians Leon Schuster bauen darauf, dass er in die Rolle einer schwarzen Person schl\u00fcpft. Alles Verkleidung. F\u00fcr mich pers\u00f6nlich okay.<\/p>\n Kommen wir zum Aber. Das ZDF, bekannt f\u00fcr ausgepr\u00e4gte Sensibilit\u00e4t f\u00fcr Rassismus<\/a> und geliebt f\u00fcr ein hohes Ma\u00df an Diversity-Verst\u00e4ndnis<\/a>, fand es witzig, in der letzten \u00abWetten, dass …?\u00bb-Show zum Blackfacing aufzurufen. Anlass war die Ausstrahlung der Sendung in Augsburg, wo sich auch die Augsburger Puppenkiste befindet. Laut Stadtwette sollten sich mindestens 25 Paare finden, die als Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivf\u00fchrer, bei \u00abWetten, dass …?\u00bb erscheinen sollten. Am Ende erschienen deutlich mehr als gefordert, auch der B\u00fcrgermeister der Stadt Augsburg und dessen Freundin machten mit. Die Aktion war \u00abgegl\u00fcckt\u00bb.<\/p>\n Dumm nur, dass sich das ZDF wieder einmal nicht entbl\u00f6dete, auf aller\u00fcbelste Weise Rassismus zu reproduzieren. Kritik wurde wegen folgender Passage laut: \u00abJim sollte nat\u00fcrlich schwarz geschminkt sein. Schuhcreme, Kohle, was auch immer. Und Lukas tr\u00e4gt einen Blaumann, eine Prinz-Heinrich-M\u00fctze und ein Halstuch.\u00bb<\/p>\n Nachdem viele Menschen nicht nur auf Twitter rege Kritik ge\u00e4u\u00dfert hatten, folgten Abwehrmechanismen, die typisch f\u00fcr Rassismus-Diskussionen sind. So versuchte man sich u.a. in der Opfer-T\u00e4ter-Umkehr, indem behauptete wurde, die Kritiker seien doch die wahren Rassisten, weil sie den unschuldigen Helden Jim Knopf \u00fcberhaupt erst mit Rassismus in Verbindung br\u00e4chten.<\/p>\n Hier drei Punkte, warum die Kritik, die beim durch Zwangsgeb\u00fchren finanzierten ZDF wie gewohnt abperlen wird, mehr als gerechtfertigt ist:<\/p>\n 1. Jim Knopf wird auf seine Hautfarbe reduziert<\/strong><\/p>\n Wenn man sich die Bedingungen durchliest, dann f\u00e4llt als erstes auf, dass Jim Knopf gleich zu Beginn \u00fcber seine Hautfarbe markiert wird, und zwar ausschlie\u00dflich. Damit Jim Jim sein kann, muss er geschminkt sein. Damit Lukas Lukas sein darf, reicht es vollkommen aus, wenn er entsprechende Kleidung anzieht. Einmal mehr wird deutlich, dass wei\u00dfe Haut in Deutschland als Normalzustand angesehen und dadurch unsichtbar wird. W\u00e4re dem nicht so, h\u00e4tte es auch bei Jim gereicht, eine blaue Hose, ein rotes Oberteil und eine M\u00fctze zu verlagen; Requisiten \u00fcbrigens, die die meisten Menschen mitgebracht haben, obwohl davon \u00fcberhaupt nicht die Rede war.<\/p>\n 2. Schwarz ist, wer dreckig ist<\/strong><\/p>\n Wer sich Bilder zu Blackface anschaut, wird feststellen, dass die geschw\u00e4rzten Menschen h\u00e4ufig skurril \u00fcberzeichnet<\/a>, ja eher dreckig denn geschminkt<\/a> wirken. Es kommt weniger darauf an, eine schwarze Person nachzuempfinden, als sie eindeutig als nicht wei\u00df zu markieren, egal wie schlecht die Verwandlung ist. Wie ganz selbstverst\u00e4ndlich verbindet auch das ZDF schwarze Haut mit Dreck. Wurscht, was ihr euch in die Fresse schmiert, Schuhcreme, Kohle, egal was. Hauptsache, ihr seid danach nicht mehr wei\u00df.<\/p>\n Die Verantwortlichen beim ZDF f\u00fchren sich nicht vor Augen, was Menschen erdulden m\u00fcssen, die aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe (definiert als das Gegenteil von wei\u00df und sauber) von klein auf verh\u00f6nt werden. Menschen, die in Deutschland aufwachsen, werden durchweg mit Begriffen wie \u00abBrikett\u00bb und \u00abHolzkohle\u00bb, Fragen wie \u00abWie bist du aus’m Keller rausgekommen?\u00bb und Vorw\u00fcrfen wie \u00abDer\/die ist total dreckig\u00bb konfrontiert. Genau solche Erinnerungen sind es, die durch Aktionen wie die Stadtwette getriggert werden k\u00f6nnen. Den wei\u00dfen Verantwortlichen kann das egal sein, weil sie sich in der sehr bequemen Position befinden, sich nicht mit Kritik auseinandersetzen m\u00fcssen.<\/p>\n 3. Der Aufruf richtet sich ausschlie\u00dflich an wei\u00dfe Menschen<\/strong><\/p>\n Am Aufruf finde ich am schlimmsten, dass in Augsburg lebende schwarze Menschen von vornherein nicht angesprochen wurden. Sicher keine Absicht, rassistisch bleibt die Denkweise dennoch. Vorausetzung war ja, dass Jim \u00abnat\u00fcrlich geschminkt\u00bb ist. Bei einer schwarzen Person, die eine schwarze Person darstellt, w\u00e4re das \u00fcberhaupt nicht erforderlich. Es geht also von Beginn an nur um Wei\u00dfe. Schwarze werden damit in zweierlei Hinsicht unsichtbar gemacht: einmal durch die Wettbedingungen und einmal durch die Praxis des Anschw\u00e4rzen selbst. Sp\u00e4testens bei diesem Punkt sind wir in der zutiefst rassistischen Tradition des Blackfacings angekommen.<\/p>\n * * *<\/p>\n Weitere Links:<\/p>\n ISD e.V.: Offener Brief an die \u00abWetten, dass …?\u00bb-Redaktion<\/a> Das ZDF l\u00e4dt in Augsburg zur Stadtwette ein und schlie\u00dft alle Schwarzen mittels Blackfacing aus. Denn Jim Knopf kann nur Jim Knopf sein, wenn er geschminkt ist.<\/p>\n","protected":false},"author":354,"featured_media":9797,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"image","meta":[],"categories":[55],"tags":[22,166,67,11],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/9257"}],"collection":[{"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/354"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=9257"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/9257\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/9797"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=9257"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=9257"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/trollbar.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=9257"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
\nSimone Dede Ayivi: Keine Frage der Haut<\/a>
\nB\u00fchnenwatch: Blackface in Germany. Eine kurze Geschichte der Ignoranz<\/a>
\nAnatol Stefanowitsch: Blackface bei \u00abWetten dass …?\u00bb<\/a>
\nErbloggtes: Wetten, dass Blackface in Augsburg gut ankommt?<\/a>
\nJohanna Emge: Wetten, dass Blackfacing rassistisch ist?<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"