Ich hätte dann doch noch einen Nachtrag zur Dr.-Mbongo-Karikatur, die die FAZ neulich wenigstens zum zweiten Mal verwendet hat. Wir erinnern uns: In einem Artikel über die Nachwuchssorgen niedergelassener Ärzte kam eine Greser&Lenz-Karikatur zum Einsatz, die die Qualität von eingewanderten Ärzten — na, sagen wir mal — kritisiert. Die Zeichnung war nicht nur thematisch völlig unpassend ausgewählt worden, sondern auch noch rassistisch.
Nachdem der rassistische Gehalt des Bildes thematisiert worden war, schlugen nicht nur hier — erwartungsgemäß — einige sehr fragwürdige Kommentare auf, die eines zum Ziel hatten: Rassismus wegzudiskutieren. Und wenn schon das aufgrund des offensichtlichen Rassismus nicht klappen wollte, dann sollte wenigstens eine stichhaltige Begründung her, warum es doch ganz knorke ist, rassistisch zu zeichnen.
Im folgenden präsentierte ich die Top10 der „Lalalala, Rassismus gibt’s gar nicht“-Kommentare. Im Original ausgeschriebene rassistische Begriffe habe ich gekürzt. Erwiderungen erspare ich mir, da ich ja schon im vorherigen Blogpost geschrieben hatte, warum die Karikatur der FAZ so gar nicht geht.
- Die Haut des Schamanen hell zu färben, hätte evtl. zu Problemen mit dem Urheberrecht geführt.
- Im Übrigen gibt es keine einheitliche Definition von Rassismus, also auch niemanden, der einen Fehler einsehen könnte und sich deswegen entschuldigen müsste.
- Im übrigen finde ich das Praxisschild gut – es sagt aus, der Medizinmann kann Deutsch (nicht perfekt, aber das kommt mit der Zeit) und alles was wichtig ist, kann das Schild vermitteln.
- Rassistisch ist eher Ihre Ansicht, dass nur westliche Schulmedizin richtige Medizin ist.
- Nein, der Akt des Aufspießens ist auch nicht rassistisch, auch nicht bei dieser Karikatur von Greser & Lenz, die übrigens auch sehr schöne Klischee-Chinesen zeichnen.
- Ausländische Ärzte, oder weniger qualifizierte Mediziner [für den Dienst auf dem Land] anzuziehen wäre naheliegend. Dass der Layouter einen Schritt weitergedacht hat, ist nun kein Beweis für Rassismus.
- Die FAZ hat offenbar ihre eigene Leserschaft aufs Korn genommen. Das ist Satire, aber kein Rassismus, denn zu dessen Feststellung reicht es nicht aus, M-Kopf oder N-Kuss zu sagen, sondern man muss auch abfällig von jenen Menschen denken, die als Vorlage für diese Süßigkeiten herhalten müssen.
- Dem Betrachter wird durch den Kirchturm, der wie zufällig im Bildhintergrund lauert, aufgedrängt, dass der deutsche Doktor mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit an Homöopathie und Akupunktur glaubt wie ein afrikanischer Arzt an spirituelle Geistkonzepte oder ein asiatischer an Energieflüsse.
- Natürlich wird damit die Qualifikation ausländischer Ärzte herabgewürdigt, aber das ist ja der Sinn der Karikatur. Wenn man das Problem im Ausland unzureichend qualifizierter Ärzte karikieren will, muss man das Ausländer-Sein des Arztes und seine geringere Qualifikation darstellen. Da muss man echt nicht gleich Rassismus schreien.
- Classic: Eine Karikatur ist eine Überzeichnung. Sie darf und kann alles darstellen.
Screenshot: FAZ
Ich sagte ja schon:
– Das Fachwerkhaus im Hintergrund, das von kreuzförmigen Fenstern durchbrochen wird, ist ein heimliches Plädoyer fürs Gesundbeten. (statt FACHlichem WERK eines Arztes)
– Der Zwiebelturm hoch _über_ den Kühen hingegen ist eine Allegorie auf die gesundheitliche Überlegenheit vegetarischer Ernährung.
– Und überhaupt ist der Schädel in der Hand ein Hamletzitat und soll den Medizinmann als Bildungsbürger darstellen!
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