Wie Deutschland zu schwarzer deutscher Geschichte steht, kann man auch immer wieder gut daran ablesen, wo in Bibliotheken Bücher von oder mit Bezug zu schwarzen Deutschen bzw. in Deutschland lebenden Afrikanern eingeordnet werden.
Zurzeit recherchiere ich nebenbei Literatur, in denen es um schwarze Deutsche Geschichte geht. Dabei bin ich u.a. über das Buch AfrikanerInnen in Deutschland und schwarze Deutsche — Geschichte und Gegenwart gestoßen. Von 17 Artikeln befassen sich gerade mal zwei im weitesten Sinne (und mit ganz viel Augenzwinkern) mit Afrika selbst.
Weitere Themen sind u.a. Völkerschauen in Deutschland, koloniale Spurensuche in Köln, koloniale Spurensuche in Berlin, schwarze Organisierung in Deutschland (Geschichte der ISD), schwarze deutsche Biographien aus der DDR und BRD, und afrikanische Besatzungssoldaten und Rassismus im Deutschland der 20er Jahre.
So.
Und wo hat die Unibibliothek das Buch nun eingeordnet? Na unter Afrikanistik > Afrikanische Sprachen und Literatur > Forschungsgeschichte, Rituale und Bräuche. Logisch, oder? Dasselbe gilt auch für das Buch Other Germans. Black Germans and the politics of race, gender, and memory in the Third Reich. Das steht ebenfalls in der Afrikanistik. Da weiß ich aber die Unterordnung nicht.
Aber immerhin — man soll ja nicht nur meckern — ist die Schlagwortvergabe recht gut. Das erste Buch wird tatsächlich als erstes unter Deutschland geführt, das zweite unter World War bzw. Third Reich.
Bild: Alex Proimos, CC-BY-NC
Ich habe gelesen, dass es in den USA ähnlich zugeht (hier ging es, glaube ich, um den Buchhandel), dass z. B. ein romantisches Buch, das entweder von einer Person of Color geschrieben wurde und/oder von einer oder mehreren handelt, dann einfach in African American Lit. (oder so) einsortiert wird und nicht unter Liebesromane (gleiches gilt für Fantasy/SciFi/Thriller etc. pp.).
Wär‘ spannend mal nachforschen, wie das in Deutschland ist, kann mir aber vorstellen, dass der Anteil hier – wenn das überhaupt möglich ist – noch geringer ist, so daß es keine eigene Abteilung gibt, in die Bücher schwarzer Autor*innen verbannt oder besser gesagt ghettoisiert werden können. Institutionalisierter Rassismus bei der Arbeit.
Wie das im Buchhandel gehandhabt wird, wäre auf jeden Fall mal interessant zu wissen.