Vor ein paar Tagen schrieb mir eine schwarze Freundin aus Leipzig: „Wenn man sich Sachsen gerade so anschaut, würde ich sagen, du bist rechtzeitig geflüchtet.“
Zu ihrer Einschätzung passt ein Hilferuf aus Dresden, den Linh neulich besonders mit Blick auf Pegida über einen Verteiler geschickt hat und den ich hier mit ihrer Erlaubnis gekürzt veröffentliche.
Von Linh
Der Rassismus in Dresden wird lauter und schlimmer. Und kaum jemand tut etwas dagegen. Die betroffenen POC haben Angst, ziehen sich zurück, die meisten sind gar nicht sensibisiert und wissen nicht mal, was Rassismus ist, sie spüren ihn einfach nur. Wir POC in Sachsen sind hier so eine Minderheit und nur von weißen, sehr rassistischen Menschen und Institutionen umgeben. Es gibt sie, die rassismuskritischen Weißen, aber es sind sehr wenige. Und die sind am Limit ihrer Kräfte.
Mein persönliches Fazit zur Gegendemo in Dresden:
Es hat mich gestern erschüttert, den ganzen Pegida-Zug an mir vorbeimarschieren zu sehen. Es hat mir Angst gemacht, was für eine Stimmung und Dynamik diese Bewegung hat. Diese Bewegung, mit der ich mich gerade permanent auseinandersetze, ist für mich ein Schlag ins Gesicht und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.
Ich bin froh und dankbar, dass einige meiner Freunde zum Protest gekommen sind. Es hat mich traurig gemacht, dass viele meiner Freunde nicht zum Protest gegangen sind und der Protest in Dresden insgesamt so gering ausfällt. Ja, auch ich bin mir nicht sicher, ob es etwas gebracht hat, dass ich mitgelaufen bin, denn am Ende bin ich mit einem niedergeschlagenen Gefühl nach Hause gegangen. Ich fühle mich in Dresden nicht mehr zuhause.
Und trotzdem: Danke an die 100.000 Gegendemonstanten in Deutschland, die mir zeigen, dass Pegida nicht das Volk ist, und mir Hoffnung geben, dass Deutschland sich vielleicht doch in eine andere Richtung bewegen kann. Besonderer Dank an Leipzig mit seinen 30.000 Gegendemonstranten!
Scheiße! Ihr seid meine Freunde!
Wenn man in Dresden bzw. Sachsen versucht, Menschen für Rassismus zu sensibilisieren, stößt man nur auf Wände. Ich habe fast nur weiße Freunde, jeder Dialog über Pegida ist ein Kampf für mich, ich komme immer wieder an meine persönlichen Grenzen. Die Leute versuchen immer wieder, den Rassismus, den Pegida verbreitet, zu relativieren: „Ja, ich finde Pegida auch nicht gut, aber man muss auch mal die Leute verstehen, das hat doch einen Grund, warum die auf die Straße gehen!“ Und ich denke mir: „Scheiße! Ihr seid meine Freunde! Seht ihr nicht, wie ich hier die ganze Zeit gegen Rassismus kämpfe?“ Nein, sehen sie nicht … Sie denken, ich habe ein persönliches Problem. Sie wollen sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen, das ist nämlich unangenehm für sie.
Ich merke, wie sich die Menschen aus meinem sozialen Umfeld größtenteils nicht eindeutig gegen Pegida positionieren und ich verzweifele: Scheiße, das hier ist mein Zuhause, das verdammt rassistisch ist. Und jetzt wird es noch viel rassistischer und niemand unternimmt etwas dagegen. Na ja, „niemand“ stimmt nicht ganz. Es sind wenige, die sich permanent informieren, die jeden Montag bei Gegendemos verzweifelt in kleinen Gruppen versuchen, den Pegida-Zug zu blockieren. Wir rassismuskritischen Menschen sind in der Minderheit. Wir werden zermürbt. Ganz langsam. Jeden Montag werden sie mehr, sie werden lauter, sie werden gefährlicher. Und wir sind so ohnmächtig, weil wir so wenige sind. Wir haben das Gefühl, es bringt nichts.
Einige POC laufen sogar bei Pegida mit
Und für die POC ist es noch viel schlimmer. Wir fühlen uns dem starken Rassismus hier ausgeliefert. Diejenigen, die die Möglichkeiten und Ressourcen haben, die wollen hier wegziehen. Und ja, auch ich kann mir nicht mehr vorstellen, längerfristig hier zu wohnen. Doch es gibt auch einige, die nicht diese Möglichkeit haben. Die wenigen POC, die ich kenne, haben sich noch nicht theoretisch mit Rassismus auseinandergesetzt. Sie verdrängen ihn lieber. Sie gehen davon aus, dass sie anders sind. Viele POC sind hier auch white-washed. Ja, es gibt sogar einige, die bei Pegida mitlaufen.
Ich kämpfe jeden Tag gegen Rassismus, der so laut und stark ist, dass man ihn nicht übersehen kann, aber es ist echt schwer, wenn man permanent gegen Wände läuft. Die Stimmung in der Stadt ist anders, es gibt mehr rassistische Vorfälle in den öffentlichen Räumen.
Lasst uns laut und aktiv werden
Pegida zeigt uns den Rassismus in der lautesten, krassesten Form und sie sind auch noch stolz darauf. Aber Rassismus ist überall. Hier ist er nur besonders stark und Pegida spricht aus, was viele Menschen in Deutschland denken. Mit Pegida haben wir eine Chance, Rassismus in Deutschland zu thematisieren und die Politik aufzufordern, sich damit auseinanderzusetzen, statt in den Dialog mit Pegida zu treten. Für die Politik geht es nur darum, Pegida zu verstehen. Mit dem Rassismus, den die Bewegung instrumentalisiert und verbreitet, setzt sich niemand auseinander!
Liebe Leute, lasst uns laut und aktiv werden und den Leuten sagen, dass Rassismus ein Riesenproblem ist und es schlimmer wird. Die einzige Möglichkeit, wie wir damit umgehen können, ist, alle Menschen dazu zu bringen, sich differenziert damit auseinandersetzen. Rassismuskritische Bildungsarbeit! Das müssen wir von der Politik fordern!
Allein schaffen wir es nicht
Seit Dezember kann ich kaum schlafen und essen, aber ich hör‘ nicht auf zu kämpfen, auch wenn es mich immer wieder an meine Grenzen bringt. Diesen Text und diese Worte musste ich an euch richten. Ich hoffe, dass ihr vielleicht Ideen habt, was wir gegen Pegida und Rassismus in Deutschland machen können. Helft mir, hier Strukturen aufzubauen, die den Menschen rassismuskritische Bildung ermöglichen. Ich habe halt leider keine Kontakte und Ressourcen hier, die gibt es einfach nicht.
Der Ausländerrat ist auch nicht so rassismuskritisch bzw. ist eher damit beschäftigt, den POC direkt zu helfen, anstatt Öffentlichkeitsarbeit und politische Lobbyarbeit für sie zu machen. Der Flüchtlingsrat und das NAMF sind zurzeit überarbeitet. Auch sie können nicht über Rassismus reden. Der Sprecher des islamischen Zentrums in Dresden gibt Interviews und versucht, in den Dialog mit den Dresdnern zu treten, um zu beweisen, dass es keinen Grund gibt, Angst vor einer Islamisierung zu haben. Auch er hat keine Chance, Rassismus zu thematisieren.
Was ich sagen will: Alleine schaffen wir es nicht! Der Rassismus hier macht uns platt. Wir brauchen Hilfe aus ganz Deutschland, von allen POC und allen rassismuskritischen Menschen! Lasst den Pegida-Diskurs nicht von der weißen Mehrheitsgesellschaft dominieren! Denn schließlich geht es hier um uns.
Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Solidarische Grüße,
Linh
Bild: Alex Proimos, CC-BY-NC
Jeder einzelne Satz ist zitierfähig und tut mir weh. ich würde Linh so gerne sagen, dass alles wieder gut wird. Ich kann es aber nicht. Mein Wunsch ist es, dass viele diese Worte lesen – im Besonderen die, die es nötig haben (wird wohl ein Wunsch bleiben). :(
Am meisten tut mir dieser Satz weh: “Scheiße! Ihr seid meine Freunde! Seht ihr nicht, wie ich hier die ganze Zeit gegen Rassismus kämpfe?” Nein, sehen sie nicht …
Wenn Linh sich nicht einmal auf ihre vermeintlichen weißen Freund_innen verlassen kann, wie soll sie die Kraft finden, weiter zu kämpfen?
Ihr weißen Nicht-PEGIDA-Menschen, wenn ihr doch so antirassistisch und weltoffen seid, dies ist der Zeitpunkt, Eure Stimme endlich zu erheben und Euch zu positionieren. Denn wenn eines Tages der_die letzte Migrant_in aus eurem schrecklichen braunen Sumpf verschwindet, dann werdet Ihr weiterhin in eurem langweiligen Ostteil vor Euch hinveröden und kein Mensch nimmt Euch Eure Weltoffenheit mehr ab!
Das ist ein ganz gängiges Thema. Leider. Wenn man so isoliert leben muss, oder gar so aufwächst, dann hört man von Freunden oder auch Bekannten oft dieselben fiesen Ausflüchte wie von wildfremden Menschen: Das bildest du dir ein. Nun hab dich doch nicht so. Wenn ich in Timbunktu bin, dann erlebe ich auch Rassismus …
[Hier lag ein Trollhäufchen.]
Ich weiß nicht,was ich sagen soll.Außer mich für diese Menschen zu entschuldigen.Sie hätten die Möglichkeit gehabt,aus einem vernünftigen Grund auf die Straße zu gehen.Stattdessen entbehren ihre Themen jeglicher Grundlage.Ich werde sie bekämpfen,damit Deutschland (wieder)ein freies,menschliches Land werden kann.Nicht aufgeben Schwestern und Brüder!
Ich kann jeden Satz nachvollziehen und ihre Angst auch. Es ist erschreckend. Wir brauchen starke und kreative Solidarität.
[Gekürzt. Bitte befasse dich mit dem Begriff POC. Danke. /Ali]
[Wirr ist das Volk. Gelöscht.]
„Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern,
sondern an das Schweigen unserer Freunde.“ -Martin Luther King
… „rassismus“, das habe ich selbst, als weiße deutsche nie erleben müssen. und dann merke ich manchmal, wie gut ich es eigentlich habe :( … was kann ich tun: außer: zuhören. und allen kraft & liebe wünschen, die sich mit diesem mist persönlich auseinandersetzen müssen. den begriff „rassismuskritisch“ finde ich ja schon lachhaft: das impliziert ja, dass *man „rassismus“ irgendwie nachvollziehen, im sinne von „verstehen“ müsse.
nein. muss man nicht.
Anstatt mal vernünftig zu diskutieren wird der Kommentar halt gelöscht. Super Reaktion von demjenigen der das gemacht hat.
[Find‘ ich auch. /Ali]
Manche Menschen sollten auch mal über ihren Tellerrand hinaus schauen.
[Find ich auch. Wie wird mir? Zwei mal Zustimmung. /Ali]
Ich hab gerade herausgefunden was Poc heisst und bin etwas geschockt den wenn man sich aufregt über Rassismus dann sollte man vielleicht nicht selber in Rassen denken. Ich mag hellhäutig sein aber ich stamme wie alle Menschen wohl vom Kontinent Afrika ab bin also eigentlich ein schwarzer dessen Haut sich angepasst hat. Wieso werde ich dann wegen meiner Hautfarbe von Brüdern und Schwestern ausgegrenzt.
[Heißt „herausgefunden“, dass du oben die Erklärung für das Akronym gelesen hast? Hm. /Ali]
[Gelöscht.]
Katastrophe! Mir wird schlecht, wenn ich das lese und ich will heulen. Wo soll das hinführen, wenn man bestimmten Menschen in betroffenen Orten nur noch raten kann umzuziehen?
Habe auch heute erzählt bekommen, eine in Dresden lebende Iranerin, die seit Beginn dieser Demos montags nur noch Homeoffice macht, um nicht das Haus verlassen zu müssen.
Als Aktive in der politischen Bildung, fragen wir uns natürlich schon seit Jahren was wir sinnvoller Weise tun können, wie wir diejenigen erreichen die sich nicht ohnehin schon engagieren und sensibilisiert sind etc. Ich denke wir sind in vielem auf dem richtigen Weg. Dennoch: Was können wir noch besser machen? Ich würde gerne Kontakt zur Autorin aufnehmen, um gemeinsam genau darüber zu reden. Über eine Mail würde ich mich freuen: s.gaertner@bmst.eu
Schlimm das zu lesen. Schade für eine schöne Stadt wie Dresden. Wer will am Ende dann noch dorthin? Ich bin halb Deutsch, halb Indopakistaner. Optisch sieht man es mir vielleicht nicht an. Aber wohlfühlen ist wohl zukünftig kaum noch möglich bei solchen Verhältnissen.
[Gelöscht.]
Wir muessen uns in Deutschland besser organisieren und einen starken, positiven Zusammenhalt beyond ISD demonstrieren. Der Rassismus, dem wir im Land gegenueber stehen, wird mehr und mehr Institutional je mehr von uns da durch navigieren muessen, und wir koennen das nicht mehr alleine tun. Es ist eine kritische Zeit mit vielen Moeglichkeiten, und ich liiere mich mit dem Hilferuf.
In richtig guten Artikeln werden die Abkürzungen gar nicht erst erklärt. Nach dem Motto: wenn du fragen musst, hast du es eh nicht verdient, zu wissen was es bedeutet.
Klar könnte ich das jetzt googlen, aber ich hab keinen Bock dazu. Ist nicht mein Job.
[Richtig gute Artikel werden von Trollen leider nicht erkannt, weil deren Geifer immer den Bildschirm verschmiert. /Ali]
Ali, vielleicht sollte man dann zumindest seine Abkürzungen auch kennen.
[Ich kenne sie. du jetzt ja auch. Außerdem: Suchmaschine: Google. Suchbegriffe: Rassismus, POC. Suchaufwand: 0,5 Sekunden. Den Rest deines Gezänks habe ich gelöscht. /Ali]
Jetzt konnte ich, nachdem ich mir den Inhalt zusammenrecherchiert habe, übrigens auch den Artikel verstehen. Schlecht ist der nicht. Hier in Duisburg waren gestern 5.000 Leute gegen Pegida NRW auf der Straße, Pegiden waren so 400 da… ich find da haben die 4.999 und ich nen ganz guten Schnitt gemacht. Und das funktioniert auch in fast ganz Deutschland so. Der Vorwurf, die weißen Antirassisten würden ja nicht auf die Straße gehen, ist… sagen wir mal schwierig, um härtere Urteile zu vermeiden.
[Und jetzt lesen wir den Text noch mal und suchen die Stelle, an der steht, dass die Antirassisten nicht auf die Straße gehen würden. /Ali]
Wobei ich das für Dresden im Speziellen nicht beurteilen kann.
[Eben. /Ali]
Ne, sorry, Ali, so geht Diskutieren nicht. Schon gar nicht, wenn man die gleiche Meinung vertritt. Aber viel Spaß trotzdem noch mit deinem Blog.
[Stimmt. Derailing (u.a. „Educate me“ und „Not all white“) ist kein Ansatz für eine Diskussion. /Ali]
Danke Linh für den offenen Brief. Bin eine weisse Antirassistin die grad nicht weiss wohin mit ihrer Verzweiflung und Wut in der leider grad Unorganisiertheit und zwischen JobsGefangenheit; will zumindest zum 13.2. mal wieder nach Dresden. Was erhoffst/ befürchtest du /dir/ für diesen Tag in Dresden?
danke Ali für die gute Moderation! echt jetz.
[Vielen Dank! /Ali]
Dank Linh für diesen Artikel. Wir von Dresden für alle würden uns sehr freuen, uns mal mit dir zu treffen. Viele Leute wollen gerade aktiv werden und deshalb haben wir die Chance, Rassismus und Ausgrenzungsstrukturen zu thematisieren. Aber viele haben sich eben auch noch kaum damit auseinandergesetzt. Falls du magst, nimm doch Kontakt mit uns auf: hilfe@dresdenfueralle.de
Ich teile die Meinung, dass rassistische Haltungen viel verbreiteter sind, als vielen Menschen klar ist und dass es einer Sensibilisierung bedarf, damit sie merken, dass viele Äußerungen schon im Ansatz die Herkunft oder das Anders Aussehen eines Menschen vor dessen Persönlichkeit stellen. Ich selbst bin Journalistin und lebe in Berlin, bin aber in Dresden geboren und habe mich schon lange an der Fremdenfeindlichkeit dort gestört. Ich möchte gern helfen, wenn ich kann, denn ich möchte meine Heimat (ja, auch dieses Wort überlasse ich nicht nur den Rechten, sie haben es nicht für sich gepachtet) nicht denen überlassen, die Grenzen ziehen, bevor sie andere überhaupt kennengelernt haben. Ich verstehe die Hilflosigkeit der Autorin, dennoch – wenn wir schon über sensiblen Umgang mit Sprache sprechen, dann bitte Vorsicht bei der Formulierung „Lasst den Pegida-Diskurs nicht von der weißen Mehrheitsgesellschaft dominieren!“ Gerade von dieser „Schwarz-weiß-Plattitude“ wollen wir doch wegkommen. Bitte kontaktiert mich, ich möchte gern helfen, wo ich kann.
Dass der Diskurs von der weißen Mehrheitsgesellschaft dominiert wird, ist ein Fakt. Als Journalistin weißt du ja selbst, wie kreidebleich Deutschlands Redaktionen sind. Auf diesen Fakt hinzuweisen halte ich für enorm wichtig, weil die Dominanz der weißen Mehrheitsgesellschaft nun mal nur über das Unterdrücken (Silencing) von Minderheiten bzw. deren Erfahrungen möglich ist. Das beste Beispiel war ja wohl die Jauch-Sendung zu Pegida.
toller Artikel. Was mir aber immer wieder auffällt, ist, dass dieser Alltagsrassismus fest in sehr vielen Köpfen verankert ist. Speziell störe ich mich an dem Ausdruck ‚white-washed‘. Ist die Hautfarbe so wichtig, dass man sie zum Thema machen muss? So wichtig, dass man für bestimmte Sachen Begriffe im Bezug auf eine Hautfarbe verwenden muss?
Ich bin der Meinung, dass erst wenn bei allen Menschen die Grenzen im Kopf verschwinden, alle friedlich und konstruktiv miteinander leben können.
Gern möchte ich aber auch über so etwas diskutieren, nur so entwickeln wir uns weiter!
Toleranz, Dolidarität und Gerechtigkeit!
Für Weiße offenbar schon. Sonst müssten wir nicht darüber diskutieren.
Liebe Linh,
solltest du das Lesen und den Austausch über deine Erfahrungen und deine Angst mit anderen POCs in Dresden suchen, melde dich einmal bei uns unter hilfe@dresdenfueralle.de
Liebe Grüße
Steffen
ich bin nur schockiert wie demokratisch hier die Meinungen der Andersdenkenden gelöscht werden….
Eine Schockstarre ob der rassistischen und islamophoben Massenmobilisierung, die seit Wochen und Monaten anhält, stünde dir besser zu Gesicht.
Eieieieiei – entweder nicht selbst und damit falsch informiert oder sogar selbst von der Lügenpresse!!! Also ich und die meisten anderen Pegida-Anhänger sind keine Rassisten, aber was Gegenbewegungen so abziehen, macht mir wirklich Sorgen!
[Schalte ich frei, obwohl du keine gültige E-Mail-Adresse hinterlegt hast. Ich bin nämlich ein bisschen ergriffen. /Ali]
ja, ja, da kommense alle aus ihren löchern gekrochen und sind schrecklich empört. die ach so antira-onkelz und tanten. a bissl ungemütlich, aus dem privilegierten weißen nest gekitzelt zu werden, wa? ;)
Lieber ABC,
vielleicht hast du das nicht begriffen, nein, ganz sicher hast du es nicht, aber Linh hat Angst auf die Straße zu gehen – in der Stadt, in der sie lebt!! Ist ihre Angst deiner Meinung nach unberechtigt? Ich denke nicht! Und ich frage mich, wie viele Betroffene sich noch äußern müssen, damit du und auch alle weiteren „Nicht-Rassisten“ schnallen, was abgeht… während sie munter weiter neben RICHTIGEN ECHTEN RASSISTEN mitlatschen. Geiler Typ, echt jetzt.
Liebe Linh,
ich wünschte ich könnte mehr für dich tun, als dir zu sagen: Du bist nicht allein, bitte verzweifle nicht!
Ich bin weit weg von Dresden, aber ich kenne und mag die Stadt — ich habe einige besondere Erfahrungen dort gemacht und es schmerzt mich zu sehen, wieviele Menschen den Rattenfängern hinterher rennen oder Verständnis für die armen verwirrten Menschen einfordern, die ihre Abstiegsängste auf Migrant_innen und POC projiziren, aber sich nicht fragen, wie es denen geht, gegen die Pegida Stimmung macht (und zudem die vielen eindeutigen Nazis ignorieren, die bei Pegida dabei sind….
Hier gibt es zwar keinen Pegida-Ableger, aber mehr als genug Pegida-Versteher_innen und auch da können wir alle immer wieder solidarisch sein, diskutieren, aufzeigen.
Ich weiß, dass viele _weiße_ mehrheitsdeutsche sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen wollen (das ist in meiner Heimatstadt, die fast so _weiß_ ist wie Dresden nicht anders). Und ja ich glaube auch, dass manche nicht wissen wollen, was es heißt, alltäglich Rassismuserfahrungen zu machen. Es zerstört vollends die ohnehin brüchige Illusion, in einem „guten“ Land zu leben, eines, dass alle Menschen gleich behandelt und allen gleiche Chancen einräumt. Obwohl mich schon die Progrome in Rostock-Lichtehnhagen, Mölln und anderswo mit Sicherheit für Rassismen sensibilisiert haben, habe auch ich als _weiße_ mich erst viel später damit befasst, was Alltagsrassismus für diejenigen bedeutet, die ihn erleben… Ich maße mir nicht an, es wirklich zu wissen — obwohl ich andere Diskriminierungserfahrungen mache und mir versuche vorzustellen, dass die aggressiveren Formen nicht die gelegenheitliche — verstörende — Ausnahme sondern alltag wären und ich zudem immer wieder Alltagsrassismus wahrnehme, wenn andere ihn erfahren und einschreite oder solidarisch bin, wo ich es kann.
[Jetzt nicht nur Lügen-, sondern auch Löschpresse. Auf Rassismus steh‘ ich nämlich gar nicht.]
ich kann nach vollziehen, welche Alpträume da bei Linh aufziehen. Auch mein Schwager lebt in Dresden ist farbig aber geboren und aufgewachsener Deutscher. Er spricht nciht offen darüber, aber er wird bereits seit Jahren regelmäßig angepöbelt, da weiß ich. In Dresden ist das leider Alltag bereits lange vor Pegida. Ich als Leipziger glaube, dass Pegida hier in Dresden auf fruchtbaren Boden trifft.
Wenn diese „Bewegung“ wirklich in den Dialog kommen will und ernstgenommen werden will, dann soll sie sich gefälligst aktiv abgrenzen und regelmäßig aktiv Zeichen gegen Rassismus setzen. Leider hat keiner der Politiker bisher diese Forderung aufgemacht, sondern alle sagten nur, ja richtig mit den Bürgern und ihren Ängsten muss man sich auseinandersetzen. Man muß diesen Bürgern aber eben auch klar aufzeigen, dass auch sie eine Räson achten müssen.
Ein frustrierter Leipziger!
Ich bin weiter weg (hoher Norden) und trotzdem habe ich auch Angst vor Pegida… Seit der Schulzeit bin ich aufgeklärt… Seit Augenzeugen Berichten und Besuch in Dachau bin ich informiert… Immer noch bin ich entsetzt, wenn ich neue Greultaten in Dokumentationen sehe….unsere Generation hat es begriffen…sie hat sich damit auseinander gesetzt…vielleicht hat dies im Osten gefehlt? Dann kam neue tolle Demokratie….Arbeitslosigkeit…Perspektivlosigkeit….aber Subventionierter Wirtschaftsaufschub durch Immobiliensanierung und dubiosen Autohandel – Geld, das dann wieder im Westen landete… Nichts wanderte in die Soziale Arbeit…in den Jugendheimen war die Rechtsgesinnung bekannt…trotzdem wurden die dicht gemacht…diese verlorene Meinungsbildungseinrichtung kommt uns heute teuer zu stehen….und wenn mann dann Reportagen oder Berichte im Fernsehen sieht, dass Polizei nicht eingreift, dann frag ich mich schon, wie kann dass passieren…. Ich wehre mich, ich will weder von Rechts noch von irgendwelchen anderen Extremisten begrenzt werden. Ich will meine Freiheit, mein Wahlrecht und meine Frauenrechte für die Zukunft und für mein Kind.
Wie recht du hast, Linh!
Ich kenne dich nicht, aber ich weiß, wie du (dich) fühlst.
Auch ich habe Angst. Angst vor Pegida. Angst vor Rassismus. Angst um mein Kind aus binationaler Beziehung. Ich bin weiße Dresdnerin. „Ausländerhure“ wurde ich genannt, von meinen eigenen Arbeitskollegen. Keine dummen Leute, alles Akademiker.
Man muß was tun. Ich ich möchte so gern. Ich weiß nicht wie. Ich gehe nicht auf die Straße, nicht zu Gegendemos. Weißt du, warum? Weil ich Angst habe – Angst um mein Kind aus binationaler Beziehung. Eine Angst, die nur eine Mutter empfinden kann… Mein Kind hat nur mich. Wenn mir was passiert, steht es alleine da in dieser feindlichen Gesellschaft.
Ich weiß, gerade DAS wäre ein Grund auf die Straße zu gehen. Die Angst hindert mich daran. Sag mir, was kann ich stattdessen tun? Ich möchte, ich will, ich muß etwas tun, unbedingt sogar – aber ohne mich und mein Kind zu gefähren…
Ich fühle mit dir, ich bin nicht für Pegida, ich bin kein Rassist, auch wenn du mich auf keiner Gegendemo antriffst…
Liebe Grüße,
Florina