Auf einem Symposium, bei dem ich vor ein paar Tagen über Alltagsrassismus gesprochen habe, habe ich die Geschichte über meine Freunde von McFit erzählt. Dabei fiel mir ein: Hey, im Blog habe ich gar nicht über den Ausgang der Geschichte berichtet.
Wir erinnern uns:
Heute erzählt mir einer meiner Studenten (die ja alle schwarz sind), dass er sich bei McFit am Gutenbergplatz über die dortigen Konditionen erkundigen wollte. Dazu ist es erst gar nicht gekommen. Der diensthabende Tresenkasper, der gerade am Telefon war, machte ihm nämlich, noch ehe er was sagen konnte, mit einer Handbewegung klar, dass er stören würde. Mein Student ist natürlich davon ausgegangen, dass es vielleicht nur wegen des Telefonats ungünstig wäre.
Ha, von wegen! Dieser Kasper hat meinen Studenten Bescheid stoßen wollen, dass er dort ganz generell nicht erwünscht ist. Zuerst hat er ihn angepöbelt: “Hier nur Deutsch!” Danach hat er ihm vorgelogen, dass McFit so voll sei, dass derzeit gar keine neuen Mitglieder aufgenommen werden könnten.
Nachdem ich ein bisschen Rabatz gemacht hatte, meldete sich der Social-Media-Verantwortliche bei mir und teilte mir mit, dass er gern der Beschwerde nachgehen wolle. Ich hatte damals schon in den Kommentaren meine Zweifel angekündigt, dass da nix mit Substanz rauskommen könnte. Tja, was soll ich sagen? Ich hatte recht.
Das war alles gaaaanz anders! Der Mitarbeiter könne doch kein Englisch, nur das habe er meinem Studenten sagen wollen. Und überhaupt: Schwer getroffen sei er, dass „seine Aussage und seine fehlenden Englischkenntnisse der Grund für ein solches Missverständnis“ seien. Dass es einen Aufnahmestopp gäbe, hätte er auf gar keinen Fall gesagt.
Außerdem lud man mich und meinen Studenten zu einem persönlichen Gespräch ein, denn man sei sich sicher, dass man alle Missverständnisse in einem direkten und offenen Kontakt ausräumen könne. Man gedenke, so die für beide belastende Situation aufzulösen.
Ich nehme an, der Bursche kann seitdem nicht mehr richtig schlafen. Wollt ihr mal wissen, was ich zuvor gefordert hatte?
Im Übrigen bitte ich darum, in einer Antwort nicht so was zu schreiben wie: „Meine Kollegen haben gesagt, das war nicht so, also war es nicht so.“ // „Das war alles nur ein Missverständnis.“ // „Weil es Rassismus bei uns nicht gibt, ist das auch nicht passiert.“
Ich hätte vielleicht schreiben sollen, dass meine Forderung nicht als Anleitung gedacht ist.
Natürlich hatten sich auch im Blog (angebliche) Kunden und Mitarbeiter von McFit gemeldet, die leider vergessen hatten, sich auf eine Story zu einigen. Mal hieß es, dass alle Mitarbeiter perfekt Englisch sprächen, später teilte man mir mit, dass der betreffende Mitarbeiter gar kein Englisch könne. Mal waren 20 Prozent der Kunden Ausländer, dann waren es 50 Prozent. Mindestens. Und so weiter und so fort. Nur auf einen Aspekt konnten sie sich einigen: „Wer sich an die Regeln hält, ist bei uns immer willkommen.“
Bei der Gelegenheit möchte ich gern noch mal auf einen Fernsehbeitrag zur Auswahlpolitik bei McFit hinweisen: Fitness nur für Deutsche — Wie Sportstudios Ausländer diskriminieren. Ist schon etwas älter, aber aufgrund der Erfahrung meines Studenten hege ich keine Zweifel, dass immer noch derart selektiert wird.
Bild: Alex Proimos, CC-BY-NC