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[Triggerwarnung: Reproduktion rassistisch konnotierter Begriffe unter 2.]

Ich bin ja viel weniger streng, wenn Weiße sich schwarz anmalen. Bei aller berechtigten Kritik verzeihe ich Günter Wallraff dessen Figur des Asylsuchenden Kwami Ogonno. Auch viele Gags des südafrikanischen Comedians Leon Schuster bauen darauf, dass er in die Rolle einer schwarzen Person schlüpft. Alles Verkleidung. Für mich persönlich okay.

Kommen wir zum Aber. Das ZDF, bekannt für ausgeprägte Sensibilität für Rassismus und geliebt für ein hohes Maß an Diversity-Verständnis, fand es witzig, in der letzten «Wetten, dass …?»-Show zum Blackfacing aufzurufen. Anlass war die Ausstrahlung der Sendung in Augsburg, wo sich auch die Augsburger Puppenkiste befindet. Laut Stadtwette sollten sich mindestens 25 Paare finden, die als Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, bei «Wetten, dass …?» erscheinen sollten. Am Ende erschienen deutlich mehr als gefordert, auch der Bürgermeister der Stadt Augsburg und dessen Freundin machten mit. Die Aktion war «geglückt».

Dumm nur, dass sich das ZDF wieder einmal nicht entblödete, auf allerübelste Weise Rassismus zu reproduzieren. Kritik wurde wegen folgender Passage laut: «Jim sollte natürlich schwarz geschminkt sein. Schuhcreme, Kohle, was auch immer. Und Lukas trägt einen Blaumann, eine Prinz-Heinrich-Mütze und ein Halstuch.»

Nachdem viele Menschen nicht nur auf Twitter rege Kritik geäußert hatten, folgten Abwehrmechanismen, die typisch für Rassismus-Diskussionen sind. So versuchte man sich u.a. in der Opfer-Täter-Umkehr, indem behauptete wurde, die Kritiker seien doch die wahren Rassisten, weil sie den unschuldigen Helden Jim Knopf überhaupt erst mit Rassismus in Verbindung brächten.

Hier drei Punkte, warum die Kritik, die beim durch Zwangsgebühren finanzierten ZDF wie gewohnt abperlen wird, mehr als gerechtfertigt ist:

1. Jim Knopf wird auf seine Hautfarbe reduziert

Wenn man sich die Bedingungen durchliest, dann fällt als erstes auf, dass Jim Knopf gleich zu Beginn über seine Hautfarbe markiert wird, und zwar ausschließlich. Damit Jim Jim sein kann, muss er geschminkt sein. Damit Lukas Lukas sein darf, reicht es vollkommen aus, wenn er entsprechende Kleidung anzieht. Einmal mehr wird deutlich, dass weiße Haut in Deutschland als Normalzustand angesehen und dadurch unsichtbar wird. Wäre dem nicht so, hätte es auch bei Jim gereicht, eine blaue Hose, ein rotes Oberteil und eine Mütze zu verlagen; Requisiten übrigens, die die meisten Menschen mitgebracht haben, obwohl davon überhaupt nicht die Rede war.

2. Schwarz ist, wer dreckig ist

Wer sich Bilder zu Blackface anschaut, wird feststellen, dass die geschwärzten Menschen häufig skurril überzeichnet, ja eher dreckig denn geschminkt wirken. Es kommt weniger darauf an, eine schwarze Person nachzuempfinden, als sie eindeutig als nicht weiß zu markieren, egal wie schlecht die Verwandlung ist. Wie ganz selbstverständlich verbindet auch das ZDF schwarze Haut mit Dreck. Wurscht, was ihr euch in die Fresse schmiert, Schuhcreme, Kohle, egal was. Hauptsache, ihr seid danach nicht mehr weiß.

Die Verantwortlichen beim ZDF führen sich nicht vor Augen, was Menschen erdulden müssen, die aufgrund ihrer schwarzen Hautfarbe (definiert als das Gegenteil von weiß und sauber) von klein auf verhönt werden. Menschen, die in Deutschland aufwachsen, werden durchweg mit Begriffen wie «Brikett» und «Holzkohle», Fragen wie «Wie bist du aus’m Keller rausgekommen?» und Vorwürfen wie «Der/die ist total dreckig» konfrontiert. Genau solche Erinnerungen sind es, die durch Aktionen wie die Stadtwette getriggert werden können. Den weißen Verantwortlichen kann das egal sein, weil sie sich in der sehr bequemen Position befinden, sich nicht mit Kritik auseinandersetzen müssen.

3. Der Aufruf richtet sich ausschließlich an weiße Menschen

Am Aufruf finde ich am schlimmsten, dass in Augsburg lebende schwarze Menschen von vornherein nicht angesprochen wurden. Sicher keine Absicht, rassistisch bleibt die Denkweise dennoch. Vorausetzung war ja, dass Jim «natürlich geschminkt» ist. Bei einer schwarzen Person, die eine schwarze Person darstellt, wäre das überhaupt nicht erforderlich. Es geht also von Beginn an nur um Weiße. Schwarze werden damit in zweierlei Hinsicht unsichtbar gemacht: einmal durch die Wettbedingungen und einmal durch die Praxis des Anschwärzen selbst. Spätestens bei diesem Punkt sind wir in der zutiefst rassistischen Tradition des Blackfacings angekommen.

* * *

Weitere Links:

ISD e.V.: Offener Brief an die «Wetten, dass …?»-Redaktion
Simone Dede Ayivi: Keine Frage der Haut
Bühnenwatch: Blackface in Germany. Eine kurze Geschichte der Ignoranz
Anatol Stefanowitsch: Blackface bei «Wetten dass …?»
Erbloggtes: Wetten, dass Blackface in Augsburg gut ankommt?
Johanna Emge: Wetten, dass Blackfacing rassistisch ist?

Screenshot: ZDF

(Kurzlink)