Reden wir ein bisschen über Rassismus. Aber Ali, du hast doch gerade Urlaub, mögt ihr vielleicht entgegnen. Ja, habe ich. Nur dummerweise gerade in: Kapstadt. Wo die Chancen nicht schlecht stehen, dass Weiße versuchen, mich umzurennen.

Kapstadt ist im Gegensatz zu Johannesburg ein beliebtes Reiseziel, weshalb dort Jahr für Jahr Horden von westlichen (= weißen) Touristen einfallen, auch viele deutsche (= weiße). So ist es etwa am Boulders Beach oder am Cape Point schier unmöglich, nicht auf Teutonen zu treffen, die einen Stuss zusammenquaken, der mich echt am Volk der Dichter und Denker zweifeln lässt.

Daneben ist Kapstadt auch ohne Touristen eine extrem weiße Stadt. Man könnte sich hier schon wie in Leipzig vorkommen, wenn nicht wenige Meter entfernt das Meer rauschen würde. Mit knapp 16 Prozent sind die Weißen zwar weiterhin in der Minderheit, machen aber immer noch deutlich mehr aus als im Landesdurchschnitt. Natürlich stolpert man über sie dort, wo auch eher der Tourismus zu finden ist, weshalb sie so erdrückend wirken. Die vielen Schwarzen und Coloureds wohnen zumeist in Townships, wo man als Tourist eher nicht hinkommt. Gestern waren wir im OBZ Café im Studentenviertel Observatory. Gerade 5 von 23 Kunden — uns eingeschlossen — waren nicht weiß.

OBZ Café

Entsprechend oft reagieren Weiße negativ auf uns, wenn wir unterwegs sind. Heute morgen versuchte zum Beispiel eine Weiße mich am Muizenberg Beach umzurennen. Außerdem waren wir heute am Cape Point unterwegs, neulich am Boulders Beach. Weiße (und zwar nur die) haben unglaublich oft zu ihren Wertsachen gegriffen, wenn sie mich, meinen Bruder oder eine andere schwarze Person erblickt haben. Man muss echt ein mieses Stück Schmutz sein, um nach Afrika™ zu kommen und dort schwarze Menschen zu beleidigen. Die reißen noch nicht mal, dass wir als typische Touris rumlaufen und unsere SPIEGELREFLEXKAMERAS vor uns hertragen. Unter den Missetätern waren bisher N A T Ü R L I C H unglaublich viele deutsche Kartoffeln dabei. Richtig krass war das in Stellenbosch, wo wir mit zwei weißen Freunden unterwegs waren, die ich vor ein paar Jahren im Internet kennengelernt hatte. Wir hatten einen sehr tollen Tag (u.a. mit Flausch!1! Dazu aber später mehr!) in Stellenbosch und Paarl.

Als wir in Stellenbosch verzweifelt nach Lunch suchten (am 1.1. ist die Stadt tot!) und wir vom Kellner einen Tipp bekamen, wo noch was offen sein könnte, entdeckte ich am Tisch in der Nähe einen Kartoffelauflauf. Ins Auge gefallen war der mir nicht sofort, weil er sich auf Deutsch unterhielt, sondern weil ich aus dem Augenwinkel eine Frau sah, wie sie immer so komisch auf den Tisch fasste. Ich bemerkte dann, dass sie immer ihre Hand aufs Portemonnaie legte. Und zwar sobald entweder mein Bruder oder ich nur einen Muskel bewegten. Als wir vier raus sind, hielt ich kurz bei ihr inne und sagte: „ENTSCHULDIGUNG! Sie sollten mal trollbar.de checken. Dürfte für Sie sehr interessant sein!“ Ich gehe nicht davon aus, dass sie sich die Website nur eine Sekunde gemerkt hat. Zu geschockt war sie von dem Umstand, dass sie von einem Schwarzen angesprochen worden war. Und das auch noch auf Deutsch. Aber auch das reichte mir schon, um mich nicht weiter mit der Rassistin befassen, sondern den Tag mit dem südafrikanischen Ehepaar genießen zu können.

Straße in Stellenbosch

Ein besonderes Kaliber sind unsere Vermieter, die aus Holland nach Südafrika gekommen sind und den Vibe ziemlich gut aufgenommen haben. Zu uns sind sie nett, aber wir sind ja auch Deutsche (die im Voraus bezahlt haben). Im Haus finden sich jedoch zig Hinweise, wie wir („we“, „you“, „our“) uns zu verhalten haben, damit sie („they“, „this people“) uns ja nicht zu nahe kommen. Sie, das sind die Schwarzen. Das steht da zwar nicht explizit, aber wir wurden ja nicht mit dem Klammersack gepudert, ne? Gleich bei Ankunft wurden wir eindringlich gewarnt: „Am 1. Januar ist hier die Hölle los. Dann fällt ganz black Cape Town über die Strände her, weil das so Tradition ist“. Zum Glück sei das auch in Camps Bay der Fall. Dann kriegt die Elite es auch mal ab. Eine ähnliche Argumentation kennen wir ja bereits von besorgten Bürgern in Deutschland.

Rassistische Verhaltensweisen

Ja, es war viel los, als wir am Abend zurückkamen, und es gab Stau, weil viele schwarze Personen auf die Minibustaxis warteten, die sie wieder nach Hause bringen sollten. Stau gibt es aber oft. Sonst blockieren aber nicht Schwarze die Straßen, sondern: Weißbrote (na ja, eigtl. eher Hummer). Dass am 30. der Strand knackevoll war, war unseren Vermietern übrigens keine besondere Warnung wert. Da hieß es nur lapidar, dass es ja auch heiß war. Hier übrigens ein „Statement“ einer Rassistin aus Kwazulu-Natal, das noch ein bisschen unverschämter ist. Achtung, ziemlich übel! Sie hat den Beitrag mittlerweile gelöscht und sich entschuldigt. Sei gar nicht persönlich gemeint gewesen. Aaaah ja, mein Fehler …

Demnächst erzähle ich mal, wie man in Läden, die eher Lifestyle-Produkte anbieten, auf uns reagiert. Ich will nicht spoilern, aber einem Schuppen hätte ich neulich beinahe geschrieben: „Fuck you, fuck your glasses.“

Vorher gibt’s aber definitiv: Flausch!

Weißes Alpaka-Junges

(Kurzlink)