ARD und ZDF werben für Vielfalt und können diese noch nicht mal in der eigenen Kampagne gewährleisten. Denn zu Wort kommen nur weiße Männer.

Da haben sich ARD und ZDF ja was Feines ausgedacht: eine Kampagne zur Rechtfertigung der Zwangsgebühren namens Rundfunkbeitrag; sicher nicht ganz ohne Grund kurz vor dem Jahreswechsel, wenn aus der gerätebezogenen Gebühr eine Haushaltsabgabe wird.

Geworben wird für freie Medien, die für freie und vielfältige Meinungen stehen sollen. Dazu heißt es auf der Kampagnen-Webseite: Eine Demokratie ist nur so stark wie ihre Medien. Deshalb sind umfassende Berichterstattung, relevante Informationen und vielfältige Meinungen unverzichtbar für unsere Gesellschaft. Nur so kann jeder eine eigene, fundierte Haltung entwickeln.

Haken an der Sache: Unter Vielfältigkeit verstehen ARD und ZDF offenbar nur Meinungen, die von weißen Männern geäußert werden. Die Werbung ist nicht nur sexistisch, sondern auch rassistisch. In den zur Kampagne gehörigen Plakaten grinsen uns vier Personen an, die Kluges über Vielfalt zu berichten wissen. Darunter ist keine Frau und auch keine Person, die nicht weiß ist.

Auch das Quiz über Menschen, die Kluges über unabhängie Medien und Meinungsfreiheit zu sagen haben, reißt es nicht rum, sondern macht es nur schlimmer. Es müssen zehn Zitate den richtigen Personen zugeordnet werden. Dabei kann man zwischen 29 Männern und einer Frau bzw. 26 weißen Personen und vier nicht weißen Personen1 wählen. Alle zehn Zitatgeber sind weiß und männlich.2

Die öffentlich-rechtlichen Medien, die nach meiner (unbedeutenden?) Meinung tatsächlich für Meinungsvielfalt sorgen sollten, führen damit eine rassistische Alltagspraxis des Ignorierens von nicht als deutsch markierten Personen fort, wobei nicht deutsch gleichbedeutend mit nicht weiß ist. Bereits 2009 hatte die UN kritisiert, dass Migranten im öffentlichen Leben nicht ausreichend repräsentiert werden.

Die Kampagne von ARD und ZDF leistet sich übrigens genau den gleichen Fehlgriff wie eine alte Werbung gegen das Rauchen: Würden Sie auch dann noch rauchen, wenn Ihr Gesicht so schwarz wie Ihre Lunge würde?

(via Mädchenmannschaft)

Show 2 footnotes

  1. Das sind: Bushido, Nelson Mandela, Barack Obama und Ranga Yogeshwar. Zwei sind Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Deutschland.
  2. Joschka Fischer und Helmut Schmidt kommen sogar zweimal vor, nämlich in den Fragen 5 (Fischer), 7 (Schmidt) und 10 (Fischer, Schmidt).

Screenshot: ARD, ZDF

(Kurzlink)