Eine viel zur kurze Medienschelte. Zurzeit rauscht eine Meldung durch die Medien, wonach sich die Zahl der von der Bundespolizei gefassten sog. Schleuser im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt habe:

„Allein die Bundespolizei hat in diesem Jahr über 1500 Schleuser festgenommen. Mit der Ware Mensch macht man derzeit mehr Kasse als mit Drogen und Waffen“, wird Dieter Romann, Präsident der Bundespolizei, u.a. von der Tagesschau zitiert.

Die Nachricht nervt mich ganz schön, weil alle Meldungen, die dazu in den letzten Tagen bei mir aufpoppten, so einige Schwächen haben. Ich möchte nur kurz auf folgende Aspekte eingehen:

  1. Mir ist bisher kein einziger Bericht untergekommen, in dem konsequent von mutmaßlichen Schleusern die Rede war. Im günstigsten Fall wechselten „mutmaßliche Schleuser“ und „Schleuser“ ab. Zwar sind deutsche Gerichte sehr darum bemüht, deutsche Abschottungspolitik umzusetzen (siehe Taxifahrer-Prozesse), aber von der Polizei gefasste Personen sind eben erst mal nur mutmaßliche Täter.
  2. Mit Wörtern und Worten wird Politik gemacht. Mir ist bisher kein einziger Bericht untergekommen, in dem von Fluchthelfern anstelle von Schleusern oder gar Schleppern gesprochen wurde. Wenn Medien sich der billigen Rhetorik von den rücksichtslosen Schleppern bedienen, dann kommt das Politik (höhere Mauern!1!) und Polizei (mehr Beamte1!!) sehr entgegen.
  3. Kein Bericht nennt die strukturellen Gründe, warum Fluchthelfer Hochkonjunktur haben: Flucht (ganz besonders nach Deutschland) wird zunehmend illegalisiert. Siehe Dublin-Abkommen, Diskussionen um sog. sichere Herkunftsstaaten und Verschärfung des Asylsrechts.
  4. Kein Bericht erklärt, wer so alles als Schleuser gilt. Neben dem Klischeebild eines gewissenlosen Geschäftetreibers fallen darunter z.B. auch Taxifahrer, LKW-Fahrer und Anbieter von Mitfahrgelegenheiten, die illegalisierte Menschen befördern.

„Seit 2013 hat die Zahl der Schleuser extrem zugenommen – genauer die Zahl derer, die die Polizei dessen verdächtigt.“ Dieser Satz ist inhaltlich korrekt.

Preisfrage: Wo wurde der, auch noch ganz weit oben im Artikel, veröffentlicht?

( ) Focus Online
( ) FAZ
( ) BILD
( ) Huffington Post
( ) Spiegel Online

Ich geb’s zu: Das kam überraschend. Danach wurde aber auch der Fehler gemacht, nicht von Tatverdächtigen zu sprechen.

Bild: Bundespolizei

(Kurzlink)