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Als ich mich Anfang des Jahres einer Magenspiegelung unterzog, hielt ich dies für die längsten zehn Minuten meines Lebens. Dann bekam ich eine Wurzelbehandlung bei der Sparkasse.

Meine LVA wollte bei der Sparkasse eine Angelegenheit von eher banaler Natur erledigen. Allein: Selbst Pupsen geht bei dem Institut nur mit Termin. „Nun denn“, dachte ich so bei mir, „gehste als Bankmensch mit und kürzt die Chose mal ab“. Scheiße war’s. Die eigentliche Beraterin war krank und es übernahm ihre freundliche Kollegin, Frau Geschwätzig. Was folgte, war ein Kundendialog des Grauens, den ich — auf das Wesentliche gekürzt — wiedergebe. Gesagt sei vielleicht noch, dass wir von dem Gespräch so überrollt wurden, dass wir uns nicht mehr an alles erinnern können, was da so reproduziert wurde.

Wir: „Guten Tag, wir haben einen Termin und würden gern [banale Bankangelegenheit] erledigen.“
Sie: „Sagen Sie, was sind denn Ihre Stammeswurzeln?“
Ich: „Sagen Sie bitte nicht ‚Stamm‘!“
Sie: „Ach, ist das bei Ihnen nicht so? Ich frag mich, wo Sie denn herkommen. Weil sie doch so gut Deutsch können.“
Ich: „Ich bin gebürtiger Leipziger.“
Sie: „Sie können wirklich sehr gut Deutsch.“
Ich: „Ich komme ja aus Leipzig.“

An dieser Stelle hatte ich überlegt, einen Witz über Sachsen einzufügen, etwa im Stile von: „Ja, da wäre ich aber auch erstaunt, einen Sachsen flüssig parlieren zu hören. Bei uns muss man schon vom Glück geküsst sein, um so gut Deutsch wie ich sprechen zu können.“ Ich ließ es, weil dies schon bei früherer Gelegenheit nicht funktionierte.1

Sie: „Aber Ihre Eltern, woher kommen die denn?
Ich: „Mein Vater kommt aus dem Tschad. Kennen die meisten eh nicht.“

Wenn diese Frage kommt, erzähle ich manchmal vom weißen Teil meines Stammbaumes, wohlwissend, dass dies den Gesprächspartner nicht zufriedenstellen wird, weil er ja immer noch nicht weiß, warum ich schwarz bin.2

Irgendwann kam das Gespräch auf unsere Professionen (ich Uni, meine LVA Entwicklungszusammenarbeit). Nachdem sich herausstellte, dass Frau Geschwätzig nicht wusste, was EZ ist, gab ich3 eine kurze, kritische Zusammenfassung, um nur irgendwie eine Denkleistung zu provozieren. Ohne Erfolg.

Sie: „Also denen da unten muss man schon längerfristig helfen. So kurzfristig geht’s nicht. Da kann man nicht nur Geld schicken.“
Ich: „Hmmhmm …“
LVA: *kopfschüttel*
Sie: „Aber Afrika ist schon ein schönes Land. Da wollte ich schon immer mal hin. Allein die Tierwelt!

Wie um alles in der Welt gibst du jetzt — ohne über den Tisch zu springen — zu verstehen, dass Afrika kein Land, sondern ein Kontinent ist, und übst dabei gleich noch ein bisschen Kritik in Richtung Beraterin?

Ich: „Also ich empfehle für den Einstieg ja SÜDafrika.“
LVA [mit anderen Favoriten]: „WIESO DAS DENN?“ *empör*
Ich: „Na, Südafrika ist stark europäisch.4 Das erschreckt Unerfahrene nicht so. Danach können Sie ja gern nach UGANDA und [ANDERES BELIEBIGES LAND] gehen.“
Sie: „Doch, Afrika ist ein schönes Land.“

Als wir es tatsächlich geschafft hatten, weiter unsere [banale Bankangelegenheit] zu bearbeiten, wollte Frau Geschwätzig noch ein Kennwort von uns haben.

Sie: „Wir brauchen noch ein Kennwort.“
Wir: *überleg*
Sie: „Muss aber was sein, das ich schreiben kann. Keine Hieroglyphen oder so was, ja?“ *haha*

So.

Es folgt:

Eskapismus.

Das Gespräch ist ein sehr typisches Beispiel dafür, warum ich es (außer aus Gründen der Bequemlichkeit) vermeide, Nichtigkeiten persönlich zu erledigen: Selbst innerhalb weniger Minuten wirst du mit den allerdümmsten Kommentaren und Ausgrenzungen konfrontiert, die dich wahlweise fassungslos, wütend oder sehr verletzt zurücklassen. An dem Tag kam alles zusammen.5 Bei solchen Gesprächen ist es unfassbar schwer, (unverschämt) zu intervenieren, weil so was regelmäßig als Angriff gewertet wird und das Gegenüber entweder in Verteidigungs- oder Angriffsmodus wechselt (siehe z.B. BAMF, Knorkator). „Sie sind zu empfindlich!“, ist da noch die netteste Verteidigung. Meine LVA meinte später, dass Frau Geschwätzig sich sicherlich auf die Schulter geklopft haben wird, wie toll sie das wieder gemacht hat.

Damals, zur Gastroskopie, hatte ich nicht erahnen können, wie entspannend es sein kann, auf dem Behandlungstisch zu würgen, ja, einfach mal alles rauszulassen, weil dir jemand mit einem ewig langen Endoskop in den Eingeweiden rumstochert.

Schade, dass es verpönt ist, auch bei der Sparkasse auf den Tisch zu kotzen.

* * *

Weitere Links (t = Text; v = Video):

(t) Noah Sow: Liste dummer Sprüche
„Ist die Antwort auf ‚Woher kommst du?‘ nicht ‚Abu Dhabi‘, sondern ‚Bielefeld‘, reagieren Weiße enttäuscht und ungläubig. Da allseits bekannt ist, dass es Schwarze mit der Wahrheit nicht so ernst nehmen, wird vorsichtshalber noch zigmal nachgefragt.“

(t) Nhi Le: Und wo sind deine Wurzeln?
„Ich will als Nhi begriffen werden und nicht als asiatisches Mädchen. Es wird doch nicht so schwer sein, einen Menschen kennenzulernen, ohne nach seinem Aussehen zu urteilen.“

(v) Sidney Frenz: Woher kommen Sie ursprünglich?
„‚Meine Mutter ist eine weiße Deutsche und mein Vater ist Ghanaer.‘ ‚Okay, bei Ihnen ist das dann ja auch noch ein bisschen anders. Ganz deutsch sind sie ja nun jetzt wirklich nicht. Sie sind ja nicht, äh …‘ ‚Arisch?'“

(v) Leeno Karumanchery: Understanding Diversity: Where are you from?
„Every once in the while, when I’m in the mood and I’m feeling kind of fun, and people I don’t know say: ‚Where are you’re from?‘, I say: ‚China‘. ‚Sir, were you really from China? Now, where is your heritage land?‘ ‚CHINA! What’s the problem?'“

Show 5 footnotes

  1. Damals verweigerte mir eine Mitarbeiterin der Jobbörse des Studentenwerks Leipzig die Kontaktdaten für einen Bürojob. Sie fand, dass ich auf dem Bau besser aufgehoben sei, weil ich doch ganz gut Deutsch spräche und nur ausführen müsste, was andere von mir verlangen.
  2. Im Gespräch mit einem anderen schwarzen Deutschen lernte ich folgenden Kniff: „Wollen Sie jetzt wissen, woher ich komme, oder warum ich nicht weiß bin?“
  3. Meine LVA hatte sich bereits mit einem langen Kopfschütteln ins Delirium verabschiedet.
  4. Dass in Südafrika so viele Deutsche hocken, habe ich mir verkniffen.
  5. Bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass am selben Tag eine OBI-Mitarbeitern der Meinung war, ihre Kasse vor mir retten zu müssen und ein blöder Wichser mit Bierkasten auf der Schulter extra stehen blieb, sich im Kreis drehte, um mich vielleicht 50cm von mir entfernt böse anzugaffen.

Bild: Matt Thorpe, CC-BY-NC-ND

(Kurzlink)